Die Geschossdecken stellen in den meisten Fällen das Trennelement zwischen unterschiedlichen Nutzungs-einheiten dar. Die primären Funktionen der Geschossdecken sind Tragen und Trennen. Je nach Art der angrenzenden Nutzungseinheiten resultiert aus der Funktion «Trennen» eine Vielzahl von unterschiedlichen Einzelanforderungen. Als Innenbauteile sind Geschossdecken keiner Witterungsbeanspruchung ausgesetzt.

3.8.1 Anforderungen

Die wichtigsten Anforderungen im Falle einer Wohnungstrenndecke sind:

  • Statische und tragwerkstechnische Anforderungen.
  • Luftschall- und Trittschalldämmung.
  • Brandschutz.
  • Wärmeschutz (nur bei Flächenheizungen).
  • Luftdichtheit (Geruchsübertragung).
  • Behaglichkeitsanforderungen (Wärmeableitung des Bodenbelags).

Bei andern Nutzungen können noch weitere Randbedingungen von Bedeutung sein:

  • Hygienische Anforderungen (z.B. Reinigung).
  • Aufnahme von Installationsebenen (z.B. Elektro, Lüftung, Sprinkler).
  • Spezielle mechanische Beanspruchung.
  • Anforderungen bezüglich elektrostatischen Verhaltens des Bodenbelags.
  • Abdichtung gegen Wasser (Nassräume).
  • Resistenz des Bodenbelags gegen spezielle chemische Einflüsse (Öle, Fette, Säuren oder Laugen).
  • Schallabsorbierende Ausbildung der Deckenuntersicht (raumakustische Anforderungen).
  • Aktive oder passive Nutzung der Geschossdecke als thermischen Speicher.
  • Gestalterische Funktionen (Textur und Tektonik der Oberfläche).

3.8.2 Wärmeschutz

Bei einer Bodenheizung wird ein Teil der zugeführten Wärme an die Unterkonstruktion und somit an den sich darunter befindenden Raum abgegeben. Deshalb muss unter einer Bodenheizung in jedem Fall eine Wärmedämmschicht angeordnet werden. Im Zusammenhang mit der verbrauchsabhängigen Heizkostenabrechnung ist bei Geschossdecken mit Flächenheizungen ein Mindestwärmeschutz von U ≤ 0,7 W/m2·K einzuhalten. Auch bei unterschiedlichen Nutzungen mit differenten Raumtemperaturen ist es sinnvoll, einen genügenden Wärmeschutz einzuplanen.

3.8.3 Schallschutz

Die schalltechnischen Anforderungen einer Geschossdecke betreffen die Trittschall- und die Luftschalldämmung. Diese werden in Norm SIA 181:2020 «Schallschutz im Hochbau», in Abhängigkeit der Lärmempfindlichkeit und des Störgrades der jeweiligen Nutzungen bei den gegeneinander abzugrenzenden Räume, festgelegt (vgl. Kapitel 2.6 «Schallschutz, Lärmschutz und Raumakustik»).

Schutz gegen Luftschall bei Wohnungstrenndecken

Je höher der Wert von Di, desto besser ist die Luftschallschutz:

  • Mindestanforderung: Di ≥ 52 dB.
  • Erhöhte Anforderung: Di ≥ 56 dB.

Die Anforderung an das Luftschalldämmvermögen der Geschossdecke (bewertetes Bau-Schalldämmmmass R‘w) ist abhängig von geometrischen Randbedingungen (Verhältnis der Trennbauteilfläche zum Volumen des Empfangsraumes), von diversen Korrekturfaktoren und einem Projektierungszuschlag KP, damit, am Bau gemessen, der erforderliche Luftschallschutz erreicht werden kann. Als Faustregel soll das Luftschalldämmvermögen R‘w der Geschossdecke etwa 2 dB höher als der Anforderungswert für den Luftschallschutz Di sein.

Nebst der Schalldämmung des Trennbauteils, welche durch Masse und Aufbau bestimmt wird, müssen auch Schallnebenwegübertragungen über flankierende Bauteile berücksichtigt werden. Dünne Wandscheiben, welche starr in Verbindung zur Betondecke stehen, führen durch Nebenwegübertragung zum Teil zu erheblichen Reduktionen der Schalldämmung von Geschoss zu Geschoss. Dünne, nicht tragende Wandscheiben sind deshalb von der Geschossdecke schalltechnisch zu trennen und mit der Betondecke verbundene, in der Regel tragende Wände sollen mindestens 15 cm dick gewählt und für den erhöhten Luftschallschutz auf Schalldämmlager gestellt werden.

Schutz gegen Trittschall bei Wohnungstrenndecken

Je tiefer der Wert von L‘, desto besser ist der Trittschallschutz:

  • Mindestanforderung: L‘ ≤ 53 dB.
  • Erhöhte Anforderung: L‘ ≤ 49 dB.

Die Anforderung an das Trittschalldämmvermögen der Geschossdecke (bewerteter Norm-Trittschallpegel L‘n,w) ist abhängig von geometrischen Randbedingungen (Volumen des Empfangsraumes), von diversen Korrekturfaktoren und einem Projektierungszuschlag KP.

Die erforderliche Trittschalldämmung von Geschossdecken wird im Wohnungsbau meist durch schwimmend verlegte Unterlagsböden erreicht, womit man in der Wahl des Bodenbelages weitgehend frei bleibt. Neben der flächig einwandfreien Auflagerung des Unterlagsbodens auf der Trittschalldämmung ist auch auf die körperschalldämmende Trennung zwischen Unterlagsboden und aufgehenden Bauteilen zu achten (Randanschlussfuge).

Eine andere Möglichkeit, um den Trittschallschutz zu gewährleisten, bieten Bodenbeläge mit entsprechend hohem Trittschallverbesserungsmass, die direkt über der «rohen» Betondecke verlegt werden. Über die gesamte Nutzungszeit des Gebäudes bleibt man dann jedoch in der Wahl des Bodenbelages eingeschränkt.

3.8.4 Konstruktionsbeispiele

Die Konstruktionsbeispiele in den Bildern 3.8.1 bis 3.8.5 zeigen selbstverständlich nicht das ganze Spektrum der möglichen Deckenkonstruktionen. Es handelt sich jedoch um Decken aus der Praxis, deren Luft- und Trittschalldämmvermögen messtechnisch ermittelt wurde und so einen Qualitätsvergleich ermöglicht (vgl. Bild 3.8.6).

Geschossdecke aus Stahlbeton, mit trittschallgedämmter Bodenüberkonstruktion.
Bild 3.8.1: Geschossdecke aus Stahlbeton, mit trittschallgedämmter Bodenüberkonstruktion.

Geschossdecke aus beidseitig beplanktem Holzbalken, mit trittschallgedämmter Bodenüberkonstruktion.
Bild 3.8.2: Geschossdecke aus beidseitig beplanktem Holzbalken, mit trittschallgedämmter Bodenüberkonstruktion.

Als «Referenz» kann mit einer üblichen Stahlbetondecke (vgl. Bild 3.8.1), mit eingelegten Lüftungsrohren, bei Vermeidung von erhöhten Nebenwegübertragungen (15 cm dicke Kalksandsteinwände auf Schalldämmlager), der erhöhte Schallschutz gewährleistet werden.

Mit der in Bild 3.8.2 gezeigten Holzbalkendecke, mit oberer und unterer Beplankung und trittschallgedämmter Bodenüberkonstruktion, kann selbst der Mindestschallschutz nicht erreicht werden. Durch eine zusätzliche, biegeweich abgehängte Decke aus Gipskartonplatten und bedämpftem Hohlraum, in dem auch die Lüftungsrohre geführt werden (vgl. Bild 3.8.3), kann das Luft- und Trittschalldämmvermögen wesentlich verbessert und der erhöhte Schallschutz erreicht werden.

Geschossdecke aus beidseitig beplanktem Holzbalken, mit trittschallgedämmter Bodenüberkonstruktion und biegeweich abgehängter Decke.
Bild 3.8.3: Geschossdecke aus beidseitig beplanktem Holzbalken, mit trittschallgedämmter Bodenüberkonstruktion und biegeweich abgehängter Decke.

Geschossdecke aus beidseitig beplanktem Holzbalken, beschwert, mit trittschallgedämmter Bodenüberkonstruktion und biegeweich abgehängter Decke.
Bild 3.8.4: Geschossdecke aus beidseitig beplanktem Holzbalken, beschwert, mit trittschallgedämmter Bodenüberkonstruktion und biegeweich abgehängter Decke.

Geschossdecke im Holz-Beton-Verbundsystem, mit trittschallgedämmter Bodenüberkonstruktion.
Bild 3.8.5: Geschossdecke im Holz-Beton-Verbundsystem, mit trittschallgedämmter Bodenüberkonstruktion.

Damit insbesondere bei den tiefen Frequenzen ein mit der Betondecke vergleichbarer Schallschutz geboten werden kann, wurde die Holzbalkendecke zusätzlich beschwert (vgl. Bild 3.8.4). Sie erreicht so einen Luft- und Trittschallschutz, der in etwa gleichwertig ist wie derjenige der Betondecke. Damit diese Schalldämmqualität erreicht werden kann, gilt es jedoch, Nebenwegübertragungen zu vermeiden.

Mit der Holz-Beton-Verbunddecke in Bild 3.8.5 kann der erhöhte Schallschutz auch ohne biegeweich abgehängte Decke, bei sichtbarem Brettstapel, erreicht werden, wenn die Nebenwegübertragungen, z.B. über Deckenauflager, minimal sind.

Gegenüberstellung der verschiedenen Geschossdecken, mit Vergleich des zu erreichenden Luft- und Trittschallschutzes.
Bild 3.8.6: Gegenüberstellung der verschiedenen Geschossdecken, mit Vergleich des zu erreichenden Luft- und Trittschallschutzes.