7.3.1 Wärmetechnische Ertüchtigung mit Aussenwärmedämmung

Erneuerungsförderung Stadt Luzern

(Bauherr: LUPK; Architekt: TRIPOL Architekten, Sanierung 2009)

Beim 1946 erstellten Mehrfamilienhaus wurden bereits 1999 (neue Kunststoff-Fenster) und 2005 (neue Heizung) einzelne Erneuerungen getroffen. Im Kontext des Energieprogramms der Stadt Luzern «Jetzt Wohnbauten erneuern» galt es, das Ziel zu erreichen, den Neubauanforderungen an den Heizwärmebedarf zu entsprechen, um damit Förderbeiträge von CHF 40.– pro m2 EBF zu erhalten. Bei einer EBF von 692 m2 wurden die Sanierungskosten von CHF 230’000.– mit CHF 27’680.– gefördert und von der Stadt Luzern wurde das Coaching zur Verfügung gestellt.

Getroffene Massnahmen

  • Die 1999 ersetzten Fenster blieben bestehen, es wurden die Fassaden mit einer verputzten Aussenwärmedämmung von 1,0 auf 0,2 W/m2·K verbessert und die Decke zum Estrich (von U = 1,8 W/m2·K auf U = 0,2 W/m2·K) und der Boden über dem Untergeschoss (von U = 1,6 W/m2·K auf U = 0,4 W/m2·K) wärmegedämmt.
  • Die bestehenden Balkone mit durchlaufenden Betondecken wurden entfernt und mit einer thermisch entkoppelten Tragstruktur neue Balkone realisiert.

Ertüchtigungserfolg

  • Mit den getroffenen Massnahmen konnte der Heizwärmebedarf von 130 kWh/m2·a auf 45 kWh/m2·a reduziert werden; der Neubaugrenzwert betrug 49 kWh/m2·a.

Konzepteignung auch für MINERGIE-P

  • Das gewählte Sanierungskonzept eignet sich auch zum Erreichen der höchsten Ansprüche im Kontext von MINERGIE-P.
  • Mit entsprechend gedämmten Bauteilen:
    • Aussenwand mit U = 0,14 W/m2·K
    • Boden über Untergeschoss mit U = 0,20 W/m2·K
    • Decke gegen Estrich mit U = 0,15 W/m2·K
    • Fenster mit Uw etwa 0,9 W/m2·K

kann ein Heizwärmebedarf von noch 25 49 kWh/m2·a, MINERGIE-P entsprechend, erreicht werden.

MFH Voltastrasse 23 bis 27, Luzern, vor der Sanierung.
Bild 7.3.1: MFH Voltastrasse 23 bis 27, Luzern, vor der Sanierung.

MFH nach der Sanierung, mit neuen Balkonen.
Bild 7.3.2: MFH nach der Sanierung, mit neuen Balkonen.

Mit einer Sanierung nach MINERGIE-P kann der Heizwärmebedarf um einen Faktor 5 reduziert und die Heizperiode von 10 auf 7 Monate reduziert werden.
Bild 7.3.3: Mit einer Sanierung nach MINERGIE-P kann der Heizwärmebedarf um einen Faktor 5 reduziert und die Heizperiode von 10 auf 7 Monate reduziert werden.

7.3.2 Wärmetechnische Ertüchtigung mit Wärmedämmputz

Erneuerungsförderung Stadt Luzern

(Architekten: Fredi Schenkel und Cla Büchi, Sanierung 2009)

Das 1900 erstellte Mehrfamilienhaus musste unter Berücksichtigung von denkmalpflegerischen Gesichtspunkten wärmetechnisch ertüchtigt werden. Im Kontext des Energieprogramms der Stadt Luzern «Jetzt Wohnbauten erneuern» konnten trotz diesen Einschränkungen die Neubauanforderungen an den Heizwärmebedarf erreicht werden, um damit Förderbeiträge von CHF 26’336.– zu erhalten.

Getroffene Massnahmen

  • Mit den neuen Dachkonstruktionen konnte der Wärmeverlust gegenüber dem Istzustand wesentlich reduziert werden, es wurden U-Werte um 0,19 W/m2·K erreicht.
  • Der Boden über dem Untergeschoss wurde an der UG-Decke wärmegedämmt und so der U-Wert von = 1,11 W/m2·K auf U = 0,27 W/m2·K verbessert.
  • Als Teil einer Blockrandbebauung weist das MFH nur zwei Aussenwände aus Backsteinmauerwerk, mit U-Wert um 1,14 W/m2·K, auf. Mit dem Denkmalpfleger wurde eine Lösung für deren wärmetechnische Verbesserung gefunden: Die Fenstergewände liessen eine Putzsanierung mit 4 cm Wärmedämmputz zu, womit ein U-Wert von 0,71 W/m2·K erreicht werden konnte. Mit den heute erhältlichen Aerogel-Dämmputzen hätte sogar ein U-Wert um 0,45 W/m2·K erreicht werden können.
  • Unter dem «Diktat der Denkmalpflege» wurden Holzfenster mit 2-fach-IV eingesetzt und so ein U-Wert im Bereich von 1,4 W/m2·K erreicht.

Ertüchtigungserfolg

  • Mit den getroffenen Massnahmen konnte der Heizwärmebedarf von 89 kWh/m2·a auf 46 kWh/m2·a reduziert werden; der Neubaugrenzwert betrug 47 kWh/m2·a.
Ostfassade des sanierten MFH Vonmattstrasse 46.
Bild 7.3.4: Ostfassade des sanierten MFH Vonmattstrasse 46.

Gebäudeschnitt.
Bild 7.3.5: Gebäudeschnitt.

Grundriss «Regelgeschoss».
Bild 7.3.6: Grundriss «Regelgeschoss».

7.3.3 Neue Struktur in altem Gemäuer

Sanierung und Erweiterung Mehrfamilienhaus

(Architekt: alp architektur lischer partner ag, 2012)

Die spätklassizistische Villa von 1868 befindet sich an bester Lage, mit Sicht auf die Luzerner Seebucht, in der Ortsbildschutzzone B. Im Planungs- und Bewilligungsprozess waren sowohl die Denkmalpflege, die Stadtbaukommission und der Stadtarchitekt involviert.

Bauaufgabe

  • Instandstellen des Gebäudes mit hohen Anforderungen im Kontext von repräsentativen Wohnungen.
  • Das als erhaltenswert eingestufte Gebäude durfte nicht rückgebaut und neu erstellt werden, was ökonomisch betrachtet wohl die effizientere Lösung gewesen wäre.
  • Massnahmen an der Fassade waren aufgrund der Ortsbildschutzzone nur gezielt und mit Einschränkungen möglich. Sämtliche am Äusseren und im historischen Treppenhaus sichtbaren Strukturen, Materialien und Farben waren vor der Ausführung dem Stadtarchitekten in Mustern zur Genehmigung vorzulegen.

Konzept

Die innere Struktur konnte aufgrund des Zustandes nicht so ertüchtigt werden, dass den hohen Anforderungen, z.B. an den Schallschutz, hätte entsprochen werden können. Dies hatte dann die komplette Entkernung und Neuerstellung des Innenausbaus zur Folge. Dadurch konnten die Wohnungen den heutigen Anforderungen entsprechend realisiert werden (Grundrisskonzept, Schallschutz usw.). Das Gebäude ist so umfassend saniert und umgebaut worden. Im Erdgeschoss ist zusammen mit der ehemaligen Gartenhalle eine grosse Maisonettewohnung entstanden, im Dachstock wurden die Mansardenzimmer zu einer Wohnung ausgebaut. Die Etagenwohnungen haben eine neue Struktur erhalten.

Wärmeschutz

Die neuen Bauteile wie Fenster und Dach konnten den geltenden Anforderungen entsprechend konzipiert werden. Bei den Aussenwänden wurde der Wärmeschutz mit einem 6 cm dicken Wärmedämmputz von etwa 1,7 auf 0,6 W/m2·K verbessert; mit heute erhältlichen Aerogel-Dämmputzen hätte sogar ein U-Wert um 0,4 W/m2·K erreicht werden können.

MFH nach der Sanierung.
Bild 7.3.7: MFH nach der Sanierung.

Der Schnitt zeigt die Komplexität der Sanierung.
Bild 7.3.8: Der Schnitt zeigt die Komplexität der Sanierung.

Grundriss mit neuen Wohnungen hinter alten Mauern.
Bild 7.3.9: Grundriss mit neuen Wohnungen hinter alten Mauern.

7.3.4 Wärmetechnische Ertüchtigung mit Innenwärmedämmung

Sanierung Schulhäuser Ilgen

(Architet: Wolfgang Rossbauer, Architekt ETH/SIA)

Der Architekt Otto Wolff erstellte das nördliche Schulhaus Ilgen A und die Turnhalle 1877. Das zweite Schulgebäude Ilgen B stammt von Ernst Diener aus dem Jahre 1889. Die aufwendigen Naturstein- und Putzfassaden verleihen ihnen einen hochrepräsentativen Charakter. Alle drei Bauten stehen unter Denkmalschutz und eine wärmetechnische Ertüchtigung der Aussenwände mit einer Aussenwärmedämmung stand deshalb verständlicherweise nie zur Diskussion. Bauherrschaft ist die Stadt Zürich.

Bauaufgabe/Konzept

  • Die Gebäudehülle wurde letztmals in den 1960er-Jahren instand gesetzt. Seither sind die Bauten stark vernachlässigt worden.
  • Die Fassaden waren sanierungsbedürftig, die Brandschutzvorschriften konnten nicht mehr erfüllt werden und die Haustechnik war veraltet.
  • Um das angestrebte MINERGIE-Label zu erreichen und die denkmalgeschützte Fassade zu erhalten, mussten die Aussenwände innen wärmegedämmt werden.
  • Architekt Wolfgang Rossbauer hat die denkmalgeschützte Schulanlage Ilgen umfassend saniert.

Wärmeschutz

Die bestehenden Aussenwände aus verputztem Backstein- und teilweise Naturstein-Mauerwerk haben mit einem U-Wert um 1,9 W/m2·K einen ungenügenden Wärmeschutz geboten. Mit einer 10 cm dicken Innenwärmedämmung aus Multipor (Mineraldämmplatte) konnte der U-Wert auf etwa 0,4 W/m2·K verbessert und so der Mindestwärmeschutz gemäss Norm SIA 180 (Behaglichkeit/Bauschadenfreiheit) erreicht werden.

Die vollflächig aufgeklebten Multiporplatten gewährleisten ohne Dampfbremse eine diffusionsoffene, bauphysikalisch funktionstüchtige Innenwärmedämmung.

Die Schulhhäuser Ilgen sind am Fernwärmenetz der Stadt Zürich angeschlossen. Die Räume werden über Kippfenster gelüftet, die sich automatisch öffnen und schliessen. So kann ein kontrollierter Luftwechsel gewährleistet und das MINERGIE-Label erreicht werden.

Auch in der Fensterleibung wurde Multipor vollflächig aufgeklebt.
Bild 7.3.10: Auch in der Fensterleibung wurde Multipor vollflächig aufgeklebt.

Im Bereich der Holzbalkenköpfe wurde die Wärmebrücke bewusst akzeptiert, damit dort die Temperatur nicht extrem reduziert wird.
Bild 7.3.11: Im Bereich der Holzbalkenköpfe wurde die Wärmebrücke bewusst akzeptiert, damit dort die Temperatur nicht extrem reduziert wird.

Die mit einer Innenwärmedämmung sanierten Klassenzimmer bieten behagliche Verhältnisse für einen zeitgemässen Unterricht
Bild 7.3.12: Die mit einer Innenwärmedämmung sanierten Klassenzimmer bieten behagliche Verhältnisse für einen zeitgemässen Unterricht (Foto: Hannes Henz).

7.3.5 Umnutzung

Umbau einer Stallung in ein Wohnhaus

(Architekt: Daniele Marques, Baujahr 1995)

Der Umbau einer Stallung in ein Ferienhaus mit zwei Wohnungen mitten im Dorfkern von Bergün stellte grundsätzliche Fragen in Sachen Umgang mit alter Bausubstanz. Obwohl sich der neue Einbau bewusst als «Fremdkörper» verhält, passt er sich typologisch und von der Materialisierung her der örtlichen Bauweise an.

Bauaufgabe

  • Umbau eines ungenutzten Stallgebäudes in ein Wohnhaus, beinhaltend zwei Wohnungen.
  • Erhalten der bestehenden Bausubstanz; insbesondere muss das Bruchsteinmauerwerk sowie das charakteristische Dachtragsystem mit den interessanten Auflagerbereichen in ihrer Struktur erhalten und sichtbar belassen bleiben.
  • Neben einer möglichst ökologischen Bauweise wurde ein sehr guter Wärmeschutz, mit U-Werten bei opaken Bauteilen von ≤ 0,20 W/m2·K, und eine luftdichte Gebäudehülle angestrebt.

Konzept

Mit dem Einbau einer neuen «Holzkiste» in die bestehende Steinstruktur konnten die gestellten Anforderungen optimal erfüllt werden. Das Haus-im-Haus-Konzept besteht aus der renovierten und reprofilierten, im Dachbereich gegen Windsog gesicherten alten Substanz und der neuen, zweigeschossigen, auf einem massiven Untergeschoss ruhenden Holzständerkonstruktion. Mit dem gewählten Konzept konnte ein dezidierter Kontrast zwischen bestehender und neuer Substanz geschaffen werden.

Nutzungserfahrung

Dank dem konsequenten Vermeiden von Durchdringungen mit einer eigenständigen Gebäudekonstruktion konnte ein guter Wärmeschutz und eine hohe Luftdichtheit erreicht werden. Entsprechend vernünftig ist der Aufwand für Heizung und Warmwasser («Nahwärmeversorgung Bergün», Holzschnitzelheizung, 39 kWh/m2·a). Zwischen den Wohnungen konnte ein erhöhter Schallschutz erreicht werden, wobei der Trittschallschutz eher unbefriedigend ist.

Bestehende, nicht mehr genutzte Scheune mit Stall.
Bild 7.3.13: Bestehende, nicht mehr genutzte Scheune mit Stall.

Ferienhaus nach über 20 Jahren Nutzung.
Bild 7.3.14: Ferienhaus nach über 20 Jahren Nutzung.

Grundriss Erdgeschoss mit 31/2-Zimmerwohnung.
Bild 7.3.15: Grundriss Erdgeschoss mit 31/2-Zimmerwohnung.

Längsschnitt mit Holzkonstruktion ab Untergeschoss.
Bild 7.3.16: Längsschnitt mit Holzkonstruktion ab Untergeschoss.