1.3.1 Serielle Planung
Die Planung eines Gebäudes läuft bisher in der Regel nach den Phasen gemäss Bild 1.18 ab. Auf diese Weise wird vielfach gute Architektur nach aussen und in der inneren Konzeption der Bauten gemacht, doch wird den Belangen der Gebäudetechnik, der Energie und der thermischen Behaglichkeit oft nicht die gebührende Beachtung geschenkt. Die Erfahrung hat gezeigt, dass dieses serielle Planungsvorgehen insbesondere bei grossen, komplexen oder stark verglasten Bauten zu Problemen führt, da architektonische Entscheide mit Einfluss auf die Gebäudetechnik ohne die entsprechenden Fachingenieure in der Vorstudienphase gefällt werden. Diese Erkenntnis führt zum integralen Planungsvorgehen.
Bild 1.18 Schematische Darstellung einer seriellen Planung
1.3.2 Integrale Planung
Werden alle Kenntnisse über die Zusammenhänge zwischen Gebäude, Gebäudetechnik, Energieverbrauch und Komfort als Teamarbeit in die Planung eingebracht, so ist das integrale Planung. Das Team aus Bauherrschaftsvertreter, Architekt, Bauingenieur und Gebäudetechnikingenieuren muss von der Bauherrschaft bestimmt werden, bevor die Planung beginnt. Das Wesentliche ist die Diskussion im Team mit dem Ziel, gut, wirtschaftlich und umweltbewusst zu bauen. Durch Untersuchung von Varianten kann eine gesamthaft optimale Lösung gefunden werden. Nur durch Teamarbeit lässt sich ein Konsens zwischen verschiedenen Partnern innert nützlicher Frist erreichen. Sowohl fachliche als auch menschliche Qualitäten sind gefordert! Beim integralen Vorgehen wird der ganze Lebenszyklus des Gebäudes betrachtet. In Bild 1.19 können sich einzelne Phasen oder Teile davon in zyklischen Prozessen wiederholen.
Bild 1.19 Schematische Darstellung der integralen Planung mit Phasengliederung nach Nachstehend werden die wesentlichsten Punkte des Planungsablaufs nach [SIA 108] für die Gebäudetechnikplaner beschrieben. Besteht aus der (besonders zu vereinbarenden) Bedürfnisformulierung und der Entwicklung von Lösungsstrategien. Besteht aus der (besonders zu vereinbarenden) Projektdefinition, Machbarkeitsstudie: Auftraggeber: Entscheiden über Organisation und Vorgehen. Genehmigen Projektpflichtenheft und Lösungsansatz. Eintretensentscheid Teilphase Vorprojekt: Auftraggeber: Genehmigen Vorprojekt Teilphase Bauprojekt: Auftraggeber: Genehmigen Bauprojekt Teilphase Bewilligungsverfahren/Auflageprojekt: Auftraggeber: Genehmigen Unterlagen Baueingabe Ausschreibung, Offertvergleich, Vergabeantrag: Auftraggeber: Genehmigen Ausschreibungsunterlagen. Entscheid zur Ausführung. Vergabe Teilphase Ausführungsprojekt: Auftraggeber: Werkverträge abschliessen. Genehmigen Ausführungsprojekt Teilphase Ausführung: Auftraggeber: Genehmigen von Projekt-, Kosten- und Terminänderungen Teilphase Inbetriebnahme, Abschluss: Auftraggeber: Abnahme. Übernehmen der Bauwerksakten. Genehmigen Schlussabrechnung Besteht aus den (besonders zu vereinbarenden) Teilphasen Betrieb und Erhaltung. Nur mit der Betriebsoptimierung und Erfolgskontrolle lassen sich höhere energetische Ziele tatsächlich erreichen. In der Regel sind periodisch Betriebsdaten abzulesen, was eine entsprechende Instrumentierung voraussetzt. Nach der Auswertung werden die nötigen Optimierungsschritte veranlasst. Eine Betriebsoptimierung dauert etwa zwei Jahre. Ein Energie- und Gebäudetechnikkonzept sollte im Rahmen einer integralen Planung während der Vorstudienphase erarbeitet und in der Vorprojektphase präzisiert werden. Dabei sind Bauherr und Architekt in den Entscheidungsprozess miteinzubeziehen. Bei der Ausarbeitung des Energiekonzeptes sollten folgende Ziele angestrebt werden: Bei der Erarbeitung des Gebäudetechnikkonzeptes werden alle wichtigen Randbedingungen (Gebäudehülle, interne Lasten, Zonierung und Technisierungsgrad) im Team definiert. Zudem müssen die Kenngrössen für die Wirtschaftlichkeits-Berechnung mit dem Bauherrn abgesprochen werden. Der Schlussbericht sollte eine Kurzzusammenfassung der wichtigsten Systementscheide enthalten und nachfolgende Punkte beinhalten: Für jeden Gebäudetechnikplaner muss es das Ziel sein, ein Gebäudetechniksystem auszuwählen, das auf das Gebäude, die Nutzer, den Bauherrn und den Betreiber optimal abgestimmt ist (Bild 1.20). Die grosse Zahl von Randbedingungen beeinflusst und erschwert die Wahl eines geeigneten Gebäudetechniksystems. Die wichtigsten Randbedingungen, die einen Einfluss auf die Systemwahl haben, sind: Bild 1.20 Einflussfaktoren auf das Gebäudetechnikkonzept Energieeffizienz als Hobby («Technofreak») Energieeffizienz als Öffentlichkeitsarbeit (PR) Energieeffizienz für die Versorgungssicherheit Energiebewusst leben («Grüne») Keine ökologische Ambition vorhanden Bild 1.21 Grundvorstellungen der Bauherrschaft Die konzeptionelle Arbeit und die Systemwahl werden oft rein intuitiv vorgenommen. Wenn zwischen mehreren komplexen Alternativen ausgewählt werden muss, ist die Entscheidungsfindung allerdings oft nicht einfach. Es sind sowohl messbare, objektive als auch nicht messbare, subjektive, gefühlsbetonte Kriterien zu berücksichtigen. Voraussetzung ist, dass verschiedene brauchbare Lösungsvarianten für die gleiche Aufgabe vorliegen (echte Varianten). Um diese zu erarbeiten, empfiehlt sich folgendes Vorgehen: In schwierigen Fällen ist ein systematisches Vorgehen nach den Methoden des Projektmanagements nötig. Nachstehend die hier am ehesten infrage kommenden PM-Methoden [Gpm]: Das Resultat der Anwendung von PM-Methoden kann – auch wenn seriös durchgeführt – nicht die Entscheidung sein. Immerhin ist es eine gute Hilfestellung dazu. Der im Team erarbeitete Vorschlag wird nun dem Entscheidungsträger unterbreitet. Da bei integraler Planung die Bauherrschaft im Team vertreten ist, steht normalerweise nicht zu erwarten, dass ihr Entschluss vom Antrag abweicht. Die entscheidende Instanz Bauherrschaft weist allerdings eine andere Gruppendynamik auf als das Planungsteam. Die Entscheidung ist ein freier Willensakt der Bauherrschaft. Es sind denn auch deren Werthaltungen, die bei der Entscheidungsvorbereitung einfliessen müssen.Phase 1: Strategische Planung
Phase 2: Vorstudien
Phase 3: Projektierung
Phase 4: Ausschreibung
Phase 5: Realisierung
Phase 6: Bewirtschaftung
1.3.3 Energie- und Gebäudetechnikkonzept
1.3.4 Randbedingungen
Objektstandort:
Verfügbarkeit Energieträger:
Randbedingungen des Architekten
Randbedingungen der Behörden
Randbedingungen der Bauherrschaft
Normale Technik, automatisiert, kleiner Bedienungsaufwand, wirtschaftlich, geringe Investitionskosten; Energiesparen, weil man es sollte.
Neueste Techniken, Steuerung und Regelung mit Optimierung (Computer), Bedienungsaufwand z.T. erwünscht, Wirtschaftlichkeit sekundär; Energiesparen als Freizeitbeschäftigung.
Aufwendige Technik, die nach aussen gezeigt wird, automatisiert, kleiner Bedienungsaufwand, Wirtschaftlichkeit z.T. sekundär; Energiesparen dient als PR.
Wärmeerzeugung doppelt oder dreifach genäht, Teil- und Notbetrieb gewährleistet, Wirtschaftlichkeit sekundär; Energiesparen zur Verbesserung der Versorgungssicherheit.
Einfache Technik, Vorgänge nachvollziehbar, Naturkräfte benützen (Feuer, Sonne, Wind), Bekleidung als primäre Schutzhülle, Komfortbedürfnisse hinterfragen; Energiesparen als Teil der Lebenseinstellung.
Die Vorschriften sind streng genug, wozu mehr machen?1.3.5 Entscheidungsfindung