Die Sonne spielt eine zentrale Rolle im baubiologischen Haus, sie spendet Licht, wärmt die Bewohner, verdampft Wasser, trocknet und setzt den Rhythmus von Tag und Nacht.

Baubiologen helfen in Planung, Handwerk und Gebäudeanalytik, Störquellen zu vermeiden, zu erkennen und zu beheben. Sie achten beim Bauen auf ökologische Grundlagen und Auswirkungen. Im Mittelpunkt steht dabei die Gesundheit des Menschen in seiner gebauten Umgebung.

Abbildung 42: Themenbereiche der Baubiologie: Konzentriert sich das Bauen nur auf den Aspekt Energie, wird eine Vielzahl wichtiger Themen nicht berücksichtigt.

 

25 Grundregeln des baubiologischen Bauens

  • Bauplatz ohne natürliche und künstliche Störungen
  • Wohnhäuser abseits von Emissions- und Lärmquellen
  • Dezentralisierte, lockere Bauweise in durchgrünten Siedlungen
  • Wohnung und Siedlung individuell, naturverbunden, menschenwürdig und familiengerecht
  • Keine sozialen Folgelasten verursachend
  • Baustoffe natürlich und unverfälscht
  • Natürliche Regulierung der Raumluftfeuchte unter Verwendung feuchteausgleichender Materialien
  • Geringe und rasch abklingende Neubaufeuchte
  • Ausgewogenes Mass von Wärmedämmung und Wärmespeicherung
  • Optimale Oberflächen- und Raumlufttemperaturen
  • Gute Luftqualität durch natürlichen Luftwechsel
  • Strahlungswärme zur Beheizung
  • Naturgemässe Licht-, Beleuchtungs- und Farbverhältnisse
  • Das natürliche Strahlungsumfeld wenig verändernd
  • Ohne Ausbreitung elektromagnetischer Felder und Funkwellen
  • Verwendung von Baustoffen mit geringer Radioaktivität
  • Orientierung des Schall- und Vibrationsschutzes am Menschen
  • Geruchsneutral oder angenehmer Geruch ohne Abgabe von Giftstoffen
  • Weitgehende Reduzierung von Pilzen, Bakterien, Staub und Allergenen
  • Bestmögliche Trinkwasserqualität
  • Zu keinen Umweltproblemen führend
  • Minimierung des Energieverbrauchs unter weitgehender Nutzung regenerativer Energiequellen
  • Baustoffe bevorzugt aus der Region, den Raubbau an knappen und risikoreichen Rohstoffen nicht fördernd
  • Anwendung physiologischer und ergonomischer Erkenntnisse zur Raumgestaltung und Einrichtung
  • Anwendung harmonischer Masse, Proportionen und Formen
  • Verwendung von Baustoffen mit geringer Radioaktivität
  • Orientierung des Schall- und Vibrationsschutzes am Menschen
  • Geruchsneutral oder angenehmer Geruch ohne Abgabe von Giftstoffen
  • Weitgehende Reduzierung von Pilzen, Bakterien, Staub und Allergenen
  • Bestmögliche Trinkwasserqualität
  • Zu keinen Umweltproblemen führend
  • Minimierung des Energieverbrauchs unter weitgehender Nutzung regenerativer Energiequellen
  • Baustoffe bevorzugt aus der Region, den Raubbau an knappen und risikoreichen Rohstoffen nicht fördernd
  • Anwendung physiologischer und ergonomischer Erkenntnisse zur Raumgestaltung und Einrichtung
  • Anwendung harmonischer Masse, Proportionen und Formen

 

Wohnklima

Scheint die Sonne in den Raum, so benötigen wir Masse, welche die eingestrahlte Wärme speichern und zeitversetzt wieder abgeben kann. Steigt die Temperatur im Raum an, verändert sich auch die relative Feuchte der Luft. Naturbelassene Baustoffe können Feuchtigkeit aufnehmen und wieder an den Raum abgeben. Dass sie auch geruchsneutralisierend sind, ist eine zusätzliche Qualität.

Baubiologen bevorzugen Baustoffe, die einen Mehrwert für das Innenraumklima darstellen und neben der gestalterischen Qualität auch bauphysikalische Funktionen übernehmen können.

Umwelt

Für einen umsichtigen Umgang mit unserer Umwelt sind wir auf nachwachsende und kreislauffähige Baustoffe angewiesen. Diese sind weitgehend lokal vorhanden und stellen ebenfalls eine Form von solarem Speicher dar. Entscheidend ist, die Baustoffe so zu verbauen, dass eine spätere Weiterverwendung möglich ist. Kreislauffähige Materialien und Komponenten sind für nachhaltige Bauweisen unverzichtbar. Nachhaltiges und kreislauffähiges Bauen bedeutet, dass nicht nur die Materialwahl entscheidend ist, sondern auch, wie der Baustoff eingebaut wird und später auf einfache Weise getrennt und rückgebaut werden kann.

Energie

Solararchitektur setzt auch Kenntnisse über Energie in Baustoffen voraus. Wurde der Baustoff mit petrochemischen Zusatzstoffen und grossem energetischem Aufwand produziert oder stammt er aus nächster Nähe und ist mit geringem Energieeinsatz hergestellt? Von welcher Lebensdauer kann ausgegangen werden und wie kann der Baustoff nach Ablauf der Nutzungsdauer weiterverwendet werden? Das Thema Rohstoffknappheit tritt immer stärker in den Vordergrund der Gesamtbe-trachtung. Werden Bauten als zukünftige Rohstofflager betrachtet und entsprechend geplant, kann der Knappheit auf intelligente Weise begegnet werden.

Abbildung 44: Nachwachsende Rohstoffe sollen einfach im Unterhalt, leicht reparierbar, problemlos trennbar und weiterverwendbar sein.

Wasser

Sauberes Wasser ist eine Grundvoraussetzung für gesundes Leben. Das Bewusst-sein um den wertvollen Rohstoff ist aber unter den am Bau beteiligten Fachleuten bescheiden. Bei der Herstellung von Baustoffen werden grosse Mengen Wasser benötigt. Oberflächenbehandlungen, insbesondere mit Algiziden und Fungiziden, belasten Grundwasser und Seen. Das Wissen um die langfristige Wirkung von Nanopartikeln auf die Umwelt ist noch nicht vorhanden. Wird ein Gebäude rückgebaut, entstehen in den meisten Fällen Umwelt- und Grundwasserprobleme durch Baustoffe, die nicht kreislauffähig, also weder kompostierbar oder technisch weiterverwendbar sind.

Abbildung 45: Naturbaustoffe garantieren ein ideales Wohnklima.

Baustoffe

Über 30 000 Verbundbaustoffe auf petrochemischer Basis sind heute im Handel erhältlich, während der Umfang der natürlichen Bauprodukte etwa 500 Artikel umfasst. Entscheidend ist aber auch hier die Frage: Ist der Baustoff weiterverwendbar oder kann er nur rezykliert werden, was letztlich immer eine qualitative Abwertung des Materials (Downcycling) bedeutet? Viele Baustoffe sind bereits sehr heterogen produziert. Werden sie dann zusätzlich noch mit weiteren Komponenten untrennbar zusammengefügt, geschweisst oder verleimt, entstehen Produkte, die nur mit sehr grossem Aufwand getrennt, oft aber nur noch verbrannt werden können. Das bedeutet nicht nur, dass der Rohstoff für immer verloren ist, sondern auch, dass die für die Produktion eingesetzte graue Energie zerstört wird. Heutige Bauweisen berücksichtigen die Aspekte Nachhaltigkeit und Kreislauffähigkeit oft zu wenig.

Raumprogramm

Solares Bauen bedeutet nicht nur, das Gebäude möglichst zur Sonne hin zu orientieren und die richtigen Baustoffe zu wählen, sondern sich auch mit der Raumanordnung intensiv auseinanderzusetzen. Welche Räume richte ich nach Süden aus? Welche Bereiche orientieren sich Richtung Morgensonne, welche eher zur Abendsonne? Und welche Räume sollen Richtung Nord, von der Sonne abgewandt, platziert werden? Kinderzimmer wie auch Badezimmer sind generell eher Richtung Osten hin anzusiedeln, da dies dem Tagesablauf entspricht und die Morgensonne das Aufstehen und Wachwerden unterstützt. Die Mittagssonne bringt uns im Winter die gewünschte solare Wärme, um das Gebäude CO2-neutral und gratis zu beheizen. Es macht Sinn, die Hauptwohnräume zu ihr hin anzuordnen, weil sie gleichzeitig auch als Wärmeverteiler funktionieren. In Richtung Westen ist idealerweise der Gartensitzplatz ausgerichtet, um die Abendsonne geniessen zu können. Auch die Schlafzimmer der älteren Generation sind hier gut platziert. Im Norden liegen möglichst die Neben- oder Durchgangsräume, die nicht zwingend Sonnenenergie benötigen. Räume, die nur über Nordlicht verfügen, sind zu vermeiden.

Abbildung 46: Ideal belichtet über zwei Seiten mit Sonnenschutz aussen und Blendschutz innen, unbeheizter dunkler Steinboden für die Speicherung, eingegossene Holzrippendecke für optimierte Wärmeaufnahme und Akustik, Beleuchtung und wenig Armierungsstahl. Punktstützen für eine langfristig flexible Raumnutzung.

Elektrobiologie

Solarzellen haben einen geringen elektrobiologischen Einfluss auf Wohnräume. Schlafplätze sollten allerdings eine Distanz von mindestens 2 m bis 3 m zu photovoltaischen Anlagen haben. Um Verbindungsleitungen zum Wechselrichter entstehen magnetische Gleichfelder, zu denen ein Sicherheitsabstand von 2 m empfohlen wird. Der Wechselrichter verursacht während der Betriebszeit tagsüber elektrische und magnetische Wechselfelder. Bei starker Sonneneinstrahlung wird deshalb ein Abstand von 4 m empfohlen. Es wird empfohlen, die Richtwerte der baubiologischen Messungen für sämtliche Bauten zu befolgen. Denn viele Menschen leiden unter den Belastungen durch elektrische Felder, Handystrahlen, WLAN usw.

Abbildung 47: Das ideale Nachschlagewerk für Fragen zur Elektrobiologie vom erfahrenen Elektrobiologen Wolfgang Maes. ISBN 978-3-923531-26-4, Herausgeber IBN, 6.  Auflage 2013

 

Abbildung 48: Stampflehm, statisch tragend eingesetzt, Gewicht 14 t, vorgefertigt in zwei Elementen, Dicke 50 cm, als solarer Wärmespeicher, feuchteausgleichend, geruchsneutralisierend, natürlich gestaltete Trennwand, problemlos reparierbar, rückbaubar mit Wasser zur Wiederverwendung.

Bauphysik

Für ein gutes Raumklima sind in erster Linie die Materialisierung und die diffusionsoffene Konstruktion entscheidend. So können Gerüche neutralisiert, Feuchte aufgenommen und wieder abgegeben werden. Ein gutes Direktgewinnhaus ist winddicht, aber dampfoffen konstruiert. Dazu eigenen sich Baustoffe wie unbehandeltes Holz, Lehm, Kalk, Gipsoberflächen, aber auch Sichtkalksandstein, etc. Anstriche müssen «offen» bleiben, um die Klimafunktion des Untergrundes zu erhalten. Petrochemische Produkte erfüllen diese Anforderungen nicht, im Gegensatz zu Kalk-, Lehm-, Silikat- oder Naturharzfarben. Für den Verputz ist es ratsam, baubiologisch-mineralische Produkte zu verwenden. Wird beispielsweise ein Kalkputz eingesetzt, erfüllt dieser zugleich die Funktion eines Schimmelschutzes. Ein Anstrich ist oft gar nicht notwendig.

Abbildung 49: Ob hinterlüftet oder verputzt, jeder Fassadentyp lässt sich mit den richtigen Materialien dampf-offen und baubiologisch korrekt erstellen, egal ob Neubau oder Sanierung.

 

Aussenwände und Dächer sollten grundsätzlich diffusionsoffen und kondensatfrei konstruiert werden, der Einsatz von Dampfsperren sollte vermieden werden. Stattdessen sind bauphysikalisch korrekte Konstruktionen mit innen dichten und gegen aussen immer durchlässigeren Materialien anzustreben. Es versteht sich von selbst, dass dampfdichte Dämmstoffe nur im Erdreich sinnvoll sind.

Lufterneuerung

Eine nachhaltige Anwendung von Dampfbremsen ist aufgrund der aufwendigen Verarbeitung und der begrenzten Lebensdauer der Klebstoffe nur bedingt möglich. Langfristig tauglich sind hingegen Pressungen, z. B. Holzfaserplatten oder mit Latten verschraubte Stösse. Zu vermeiden sind Schäume. Zur Lufterneuerung reicht während der Heizperiode mehrmaliges tägliches Stosslüften, die übrige Zeit ist Wärme meist im Überfluss vorhanden, so kann man die Fenster auch länger offen halten. Die Lufterneuerung ist für ein gutes Raumklima unverzichtbar. Fallweise ist sie durch eine Lüftungsanlage sicherzustellen.

Eine mechanische Lüftung benötigen solare, unter Berücksichtigung baubiologischer Aspekte gebaute Direktgewinnhäuser nur dann, wenn sie Büros, Verkaufsräume und weitere Räume mit hoher Personendichte, etwa Schulzimmer oder Restaurants, etc. beherbergen. Eine Lüftungsanlage ist auch sinnvoll für Häuser an lärmbelasteten Standorten.