Wie bereits angemerkt, definierte Hans Carl von Carlowitz 1713 den Begriff der Nachhaltigkeit. Es ging damals um massive Rodungen von Wäldern und um die Erkenntnis, dass die Zinsen (Wachstum der Bäume, Holzproduktion) langfristig nur dann geerntet werden können, wenn der Kapitalstock (der Wald selbst) unangetastet bleibt. Eine visionäre Entdeckung, die besagt, dass das Handeln und die Entscheide langfristig bedacht sein sollen. Heute nennt man diese Sichtweise «Enkeltauglichkeit», und die Erkenntnis aus diesem Kernprinzip könnte dazu dienen, die globalen Ressourcenprobleme zu bewältigen.

In erster Linie ist jedoch gute, zeitgenössische und qualitätsvolle Architektur zu fordern, die städtebauliche, raumplanerische und architektonische Aspekte ebenso erfüllt wie die Postulate der Nachhaltigkeit.

Die Empfehlung SIA 112/1 «Nachhaltiges Bauen – Hochbau» kann als Basis für eine Zieldefinition von Weiterbauprojekten dienen. Die Beachtung dieser Kriterien verhindert keineswegs gute Architektur, sondern sie tragen, in der Analyse und im Planungsprozess angewendet, dazu bei, die Projekte in die Tiefe und Breite zu entwickeln und präziser nachzudenken.

Abbildung 41: Die doppelte Nachhaltigkeitsrosette von Alfred Breitschmid für die Beurteilung eines Projektes vor und nach dem Eingriff. Basierend auf der Ausgangssituation (gelbe Fläche) werden Verbesserungen (grüne Fläche) oder Verschlechterungen (rote Fläche) ausgewiesen.
* nicht Teil der Empfehlung SIA 112/1, Ergänzung der Autoren (Quelle: Erneuerung: Nachhaltiges Weiterbauen. Peter Schürch, Dieter Schnell, Faktor Verlag, 2011).