4.2.1 Wärmeleistung

Es werden folgende Hauptgruppen von FBH-Sy­ste­men unterschieden (Bild 4.9):

  • Nass-Systeme (Typ A): Die Heizrohre sind vom Unterlagsboden umschlossen. Der Unterschied be­züglich Wär­me­ab­ga­be der verschiedenen Fa­bri­kate ist gering.
  • Trocken-Systeme (Typ B): Heizrohre werden nicht vom Unterlagsboden umhüllt oder es wird gar kein U-Boden in flüssiger Form eingebracht. Thermische Unterschiede verschiedener Fabrikate sind gross.

Bild 4.9 Fussbodenheizungen Typ A und B

Die Berechnung der Wärmeleistung von Fus­sbo­den­hei­zun­gen bedingt die Kenntnis der Bodenbeläge und der Flächen, die überhaupt mit Rohren belegbar sind. Es ist, wie bei Heizkörpern, vom Wär­me­lei­stungs­be­darf des Raums auszugehen. Der vom Bo­den nach oben abzugebende Netto-Wärmestrom be­trägt nun:

Φo Netto-Wärmestrom nach oben in W
ΦHL Heizleistungsbedarf Raum nach Norm in W
Φb Verlustwärmestrom nach Norm durch diejenige Fläche, welche mit dem Fussbodenregister belegt werden soll, in W
Φde Deckengewinn durch oben liegende FBH in W

Die erforderliche Wärmestromdichte nach oben er­gibt sich aus der belegbaren FBH-Registerfläche:

qo Wärmestromdichte nach oben in W/m2
AF belegbare Bodenfläche in m2

Der totale Wärmeübergangskoeffizient (Konvektion + Strahlung) des Fussbodens kann mit genügender Genauigkeit h = 11 W/m2K gesetzt werden. Somit wird die mittlere Fussbodentemperatur

Fussbodentemperaturen über etwa 28 °C werden in Aufenthaltszonen als störend empfunden.

Mit einem angenommenen Verlegeabstand gibt Bild 4.10 die mittlere Temperaturdifferenz Heiz­wasser–Luft für den belagfreien Fall. Die üblichen Rohr-In­nen­durch­mes­ser (12 bis 16 mm), die Rohrmaterialien und die Verlegung schlangen- oder schnec­ken­förmig be­ein­flus­sen die Wärmeabgabe kaum. Bodenbeläge er­hö­hen den Wärmedurchgangswiderstand vom Heiz­was­ser an den Raum und somit die notwendige mitt­le­re Temperaturdifferenz. Belä­ge mit einem Wi­der­stand RB > 0,15 m2K/W sollten nicht verwendet wer­den; es ist nicht sinnvoll, hinter einer Isolation zu hei­zen. Mit dem Korrekturfaktor (Bild 4.11) erhält man die mittlere Temperaturdifferenz mit Belag:

ΔTm,mit mittlere Heizwasserübertemperatur mit Boden­belag in K
ΔTm,ohne mittlere Heizwasserübertemperatur ohne Bodenbelag (Bild 4.10) in K
fB Korrekturfaktor für Bodenbelag (Bild 4.11)

Bild 4.10 Wärmestromdichte einer Fussbodenheizung Typ A ohne Belag, mit Kunststoffrohr 14/18 mm, Rohrüberdeckung 45 mm, Unterlagsboden λ = 1,2 W/mK, berechnet nach [EN ISO 11855]

Bild 4.11 Korrekturfaktor für Bodenbelag und Unterlags­boden-Übermass, berechnet nach [EN ISO 11855]

Nun kann mit den Beziehungen von 4.1.1 aus der Vor­lauftem­pe­ra­tur die Rücklauftemperatur bestimmt wer­den.

Das Verhältnis der Wärmeströme nach oben und unten ergibt sich aus den entsprechenden Wärmedurchgangswiderständen. Nach [EN ISO 11855] werden diese Widerstände eindimensional ermittelt, ausgehend von der Rohr­ebene. Die Wärmestromdichte nach unten wird damit:

qu Wärmestromdichte nach unten in W/m2
Ru Wärmedurchgangswiderstand nach unten in m2K/W
Ro Wärmedurchgangswiderstand nach oben in m2K/W
θi Raumtemperatur oben in °C
θu Raumtemperatur unten in °C

Die Wärmeleistung, die durch die Isolation nach unten abgegeben wird, beträgt also:

Der Massenstrom des Heizwassers beträgt damit:

qm Heizwasser-Massenstrom in kg/s
c spezifische Wärmekapazität von Wasser: 4190 J/kgK
θV Vorlauftemperatur in °C
θR Rücklauftemperatur in °C

Hinweise

Im Zusammenhang mit verbrauchsabhängiger Heiz­­ko­sten­ab­rech­nung ist es sinnvoll, den Wärmestrom nach unten zu begrenzen. Aus diesem Grund verlangt [SIA 384/1] eine Däm­mung von 4 bis 5 cm.

Aus dem Wasserdurchfluss und den Rohrabmessungen lässt sich der Druckverlust ermitteln. Zur Vermeidung einer hohen Förderdruckdifferenz sollte der Innendurchmesser mindestens 12 mm betragen.

4.2.2 Der Einsatz von Fussbodenheizungen

Randzonen

Darunter werden Zonen entlang von Aussenwänden verstanden, welche kleinere Verlegeabstände auf­wei­sen als der Rest des Raums. Wenn ein ungenügender Komfort bei hohen Fenstern zu erwarten ist, verbessert eine Randzone die Situation nur geringfügig. Der Unterschied der Wärmestromdichten zwischen beispielsweise 20 und 10 cm Verlegeabstand ist nicht gross genug. Es zeigt sich, dass Randzonen in der Regel entbehrlich sind. Rand­­zo­nen haben den Nachteil grösseren Rohr­be­darfs und grösseren Druckverlusts.

Selbstregeleffekt

Die Wärmeleistung einer Heizfläche hängt im Beharrungszustand von der mittleren Temperaturdifferenz Heizwasser-Raumtemperatur ab. Verursacht nun ein interner oder solarer Wärmeeintrag einen bestimmten Raumtemperaturanstieg, so wird diese Temperaturdifferenz geringer und somit sinkt die Wärmeleistung. Dieser erwünschte Vorgang wird als Selbstregeleffekt bezeichnet. Der Selbstregeleffekt ist um so ausgeprägter, je tiefer die Systemtemperatur ist.

Einzelraumregelung

Mit Thermostatventilen oder Raumthermostaten wird der Durchfluss nach einem geringen Raumtemperatur-anstieg (abhängig von der P-Abweichung) auf Null reduziert. Die P-Abweichung sollte deshalb klein gewählt werden. Bei Vorlauftemperaturen von maximal 30 °C oder bei kleineren innenliegenden Räumen ohne Wärmeeinträge ist die Einzelraumregelung entbehrlich.

Sauerstoffdiffusion

Bei normalen Kunststoffrohren tritt ein O2-Transport durch die Rohrwandung auf. Der Unterlagsboden bremst den Stofftransport nicht wesentlich. So können die Komponenten des Heizsystems innert weniger Jahre korrodieren und verschlammen. Heute werden diese Risiken hauptsächlich mit Metall-Verbundrohren vermieden.