Bei geschickter Südöffnung kann auch ein etwas ungünstigerer Volumen-Oberflächen-Quotient trotzdem zum Ziel führen. Ein solares Direktgewinnhaus ist ein Wärmeumsatzhaus.

Abbildung 13: Der Verwaltungsbau Gasser in Chur der ARGE Domenig-Rüedi, Chur, zeigt eine weitestgehend unverschattete Südverglasung ohne Vor- und Rücksprünge.

 

Wichtig ist, dass gegen Süden möglichst viel unbeschattete Glasfläche zur Verfügung steht. Das Glas sollte zudem möglichst weit aussen platziert werden und die Architektur keine Beschattung durch tiefe Leibungen, Balkone, Vordächer, Fassadenvor- oder -rücksprünge aufweisen. Es kann allerdings Gründe geben, die eine Ausnahme von diesen Regeln gestatten. Ist es aufgrund des architektonischen Konzeptes trotzdem notwendig, tiefe Leibungen zu zeigen, können diese sonnengerecht gestaltet werden.

Abbildung 14: Beim Schulhaus Vella (Architektur Bearth und Deplazes, Chur) kann man aufgrund der äusseren Fensterleibungen die leichte Südost-Ausrichtung der Fassade erkennen.

 

Abbildung 15: Beim Haus Flüeler in Luzein von Architeam 4, Basel, ermöglicht die unbehinderte, grosszügige Südöffnung ein beinahe Nullheizenergie-Konzept – trotz ungünstigem Volumen-Oberflächen-Quotienten (Bild: Tom Kawara).

 

Abbildung 16: Beim Haus Flüeler ist das ausladende Südvordach, das eine Totalverschattung im Hochsommer gewährleistet, so hoch angebracht, dass ein Sturzwinkel von über 30° eine solare Direktgewinn-Nutzung im Hochwinter ungehindert möglich macht.

 

Wenn man sich bewusst ist, dass die Sonneneinstrahlung im Hochwinter etwa zwischen 30° Südost und 30° Südwest stattfindet, sollte die Leibungsgeometrie seitlich angepasst werden.
Auch die Ausbildung des Sturzes ist wesentlich. Am kürzesten Tag steht die Sonne zwar nur mit 20° zur Waagrechten im Zenit, der Sturzanstellwinkel sollte aber grös­ser als 30° Grad gewählt werden, da sonst die Gewinne Ende Februar und im März wie auch jene im Oktober und Anfang November zu stark reduziert würden. Dies gilt im Speziellen auch für vorgelagerte Balkone oder Vordächer. Diese Beschattungseinflüsse sollten in die monatliche Horizontbeurteilung einfliessen und rechnerisch verifiziert werden.

Abbildung 17: Im Mehrfamilienhaus Spreitenbach von 5 Architekten, Wettingen, sieht man hoch angelegte Stege vor der Südfassade mit einem Sturzwinkel von etwa 30° und in die Südwest- respektive Südost-Ecke geschobenen Aussenraum. Diese Anordnung garantiert den vollen solaren Direktgewinn und lichtdurchflutete Wohnräume im Süden.