Ein solares Direktgewinnhaus benötigt nur an wenigen Schlechtwettertagen im Hochwinter eine Zusatzheizung. Diese sollte erst dann zum Einsatz kommen, wenn die Massentemperatur des Hauses den persönlich tolerierten Tiefstwert erreicht (z. B. 21°C). Die Zusatzheizung sollte so klein konzipiert sein, dass diese Temperatur nur gehalten wird und keine Aufladung der Masse stattfindet. Das Aufladen der Masse ist Aufgabe der Sonne. So ist es auch nachvollziehbar, dass dieser Tiefstwert der Massentemperatur nicht zu tief angesetzt wird – ein Fehler, den viele Nutzer anfänglich machen. Ein solares Direktgewinnhaus liefert während des Winters zu 90% ein Wärmeüberangebot, mit dem man lustvoll umzugehen lernt. Zentralheizungen mit aufwendiger Wärmeverteilung braucht es nicht. In der Regel reicht eine punktförmige Wärmequelle, etwa ein automatischer Holzpelletofen, der bei Erreichen des persönlichen Temperaturtiefstwertes zugeschaltet wird.

Abbildung 28: Bei einem Haus, das für «Nullheizenergie» konzipiert wird, erfolgt die Auslegung auf den sonnenschwächsten Monat. In Trin ist dies der Dezember. Die Abbildung zeigt, dass in allen übrigen Wintermonaten Wärme im Überfluss vorhanden ist. Im Februar stehen beispielsweise 40% überschüssige Wärme zur Verfügung. In diesem Haus würde auch eine Komfortlüftung wenig Sinn machen. Im Dezember und Januar wird mehrmals täglich eine Stosslüftung durchgeführt, ebenso im Hochsommer. In den übrigen Monaten ist Fensterlüftung fast uneingeschränkt möglich.

 

Abbildung 29: Grundrisse NullheizenergieHaus Trin.

 

Abbildung 30: Schnitt.

 

Abbildung 31: Ansicht von Südost.

 

Abbildung 32: In Trin und allgemein in den Bergen kommen längere Schlechtwetterperioden selten vor. In zwei durchgemessenen Wintern gab es die dargestellte Situation nur einmal. Wie man sieht, haben die vier dunklen, kalten Tage die Raumlufttemperatur nur gerade um 3,5 K gesenkt. An den Sonnentagen sieht man die leichte Lufttemperaturüberschwingung, jeweils in der Nacht zeigt das Diagramm die Massentemperatur.

 

Abbildung 33: Das Verwaltungsgebäude der Gasser Baumaterialien AG in Chur weist etwas weniger Überschüsse auf als das Haus in Trin. Diesem ökonomisch optimierten Direktgewinnhaus (450 Fr./m3) liegt ein «Fastnullenergie-Konzept» zugrunde. Es benötigt lediglich noch 4,5 kWh/m2 Zusatzwärme. Diese wird im Erdgeschoss und im 2. Obergeschoss mit je einem 8-kW-Pellet-Aufstellofen ohne aktive Wärmeverteilung bereitgestellt. In der Regel laufen die Öfen erst nach ein bis zwei Schlechtwettertagen an, denn vorher ist genügend Wärme in der inneren Gebäudemasse gespeichert. In einem Verwaltungs- und Verkaufsgebäude mit teilweise hoher Personenbelegung ist eine Komfortlüftung angebracht. Wie oben ersichtlich, beschränkt sich die Heizsaison auf etwa drei Monate und auch dann nur auf längere Schlechtwetterphasen.

 

Primärspeicher
Direkt beschienene Bauteile wie Unterlagsboden, Wände und Säulen an der Südfassade.

Sekundärspeicher
Nicht direkt beschienene Bauteile wie Wände und Decken. Speichern Wärme aus der Raumluft und durch langwellige Strahlung.