«Wer ein Leben lang glücklich sein will, der lege sich einen Garten an.»
Chinesisches Sprichwort

Wieso braucht es Garten und Grün?

Der Garten ist mehr als nur Zierde des Hauses. Er ist die Fortsetzung des häuslichen Lebensraumes und zugleich das Bindeglied zum Aussen mit seinen natürlichen und zivilisatorischen Einflüssen, die wiederum auf das Innere des Hauses einwirken. Die Möglichkeiten, wie der Aussenraum unterstützend auf die Funktionen des Hauses einwirken kann, sind vielfältig:

physikalisch

  • Einwirkung von Wind und Sonnenlicht auf das Gebäude
  • Versorgung der Bewohner mit Lebensmitteln und Brennholz

Abbildung 73: Nutzgarten auf einem Flachdach in New York (Bild: Elena Tarozzo).

sozial

  • Begegnungszone mit Nachbarn
  • Möglichkeit für andere Aktivitäten und Lernfelder als im Innern
Abbildung 74: Ziergarten-Labyrinth in der Erlebnis­gärtnerei Dietwyler in Rüfenach (Bild: Pascal Hänggi).

körperlich-geistig

  • Erholungsraum (Ruhe und körperliche Aktivität)
  • Naturkontakt (Wetter, Boden, Pflanzen und Tiere)
Abbildung 75: Begegungen im Gemeinschafts­garten Landhof in Basel (Bild: Bastiaan Frich).

Sonnenlicht – Lebensquell, aber manchmal des Guten zu viel

Das Wachstum von Pflanzen orientiert sich am Sonnenlicht. Pflanzen sind in ihrem Wachstum gewissermassen Solararchitekten. Sie positionieren sich so gut wie möglich, um das Sonnenlicht einzufangen. Bei einer geeigneten Artenzusammensetzung und ausreichender Verfügbarkeit von Nährstoffen und Wasser bilden Pflanzen in ihrem Bestreben, das Sonnenlicht optimal einzufangen, geschlossene Oberflächen. Aufgrund dieser Tatsache lassen sich Pflanzen in der Solararchitektur nutzen:

  • Dachbegrünung: verlangsamt den Abfluss von Regenwasser, kühlt durch die Verdunstung von gespeichertem Wasser.
  • Fassadenbegrünung: Beschattung zum Schutz vor übermässigem Aufheizen einzelner Bauteile im Sommer, Verringerung der Luftbewegung an der Oberfläche eines Bauteils.
  • Bepflanzung im Garten: Beschattung gegen unerwünschte Sonneneinstrahlung, Windschutz für Gartenplätze, Biomasse für Nahrung, Gesundheit und Energie.

Definition der Permakultur

«Permakultur ist das bewusste Design sowie die Unterhaltung von landwirtschaftlich produktiven Ökosystemen, welche die Diversität, Stabilität und Widerstandsfähigkeit von natürlichen Öko­systemen (z. B. Wald) besitzen. Die Philosophie hinter Permakultur ist eine Philosophie, die mit der Natur und nicht gegen sie arbeitet, eine Philosophie der fortlaufenden und überlegten Beobachtung und nicht der fortlaufenden und gedankenlosen Aktion; sie betrachtet Systeme in all ihren Funktionen, anstatt nur eine Art von Ertrag von ihnen zu verlangen, und sie erlaubt Systemen, ihre eigene Evolution zu demonstrieren.»

Bill Mollison, Begründer Permakultur, ausgezeichnet mit dem Alternativen Nobelpreis 1981.

 

Bei Dach- und Fassadenbegrünungen bestimmen die Verfügbarkeit von Wasser, die Zusammensetzung und vor allem die Tiefe des Substrats, welche Pflanzen gedeihen. Je tiefer das Substrat, desto mehr Wasser steht zur Verfügung, was eine üppigere Vegetation ermöglicht.Generell gilt es darauf zu achten, wie sich Pflanzen langfristig entwickeln, also welche Grösse ein Baum in 25 oder 50 Jahren erreichen wird oder wie eine Bepflanzung zum Beispiel an einer Fassade gepflegt, geschnitten oder gejätet werden kann.

Abbildung 76: Fassadenbegrünung an einem Ein­familienhaus in St. Pantaleon (Bild: Anton Küchler).

Sonnenenergie in Biomasse speichern

Pflanzen speichern die Energie der einfallenden Sonne in ihrer Biomasse, also in den Wurzeln, Stängeln, Blättern, Früchten oder Samen. Diese Energie machen wir uns zu Nutze, wenn wir die Biomasse als Nahrung oder Energieträger verwenden. Über Biomasse, die in Form von Kompost oder Pflanzenkohle in den Boden eingebracht wird, nutzen wir Sonnenenergie zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit.

Wenn wir pro Jahr in einem Solarhaus 1 m2 oder 1 Ster Brennholz verbrauchen, so benötigen wir mindestens 1000 m2 Waldfläche, damit diese Menge nachwächst. Bei kleineren Parzellen können wir auch den Schnitt von Bäumen, Hecken und Sträuchern fürs Heizen verwenden. Wichtig ist aber in jedem Fall, dass das Holz genügend lange und richtig gelagert wurde, um keine unangenehme Rauchentwicklung im bewohnten Gebiet zu verursachen.

Abbildung 77: Brennholz-­Lager auf dem Balmeggberg (Bild: Anton Küchler).

 

Aus Sicht der Permakultur ist es nicht nötig, dass jeder Haushalt seinen eigenen Wald besitzt. Aus Gründen der Effizienz und des Know-hows ist es durchaus angebracht, wenn sich eine gemeinschaftliche Struktur (z. B. eine Burgergemeinde) um die nachhaltige Versorgung seiner Mitglieder mit Brennholz kümmert.

Abbildung 78: Lebensmittel aus dem Selbstver­sorger-­Garten (Bild: Marco Büttner).

Strukturen, die das Licht verändern

Mit der Gestaltung des Aussenraums kann die auf ein Gebäude eintreffende Sonneneinstrahlung verändert werden.

Abbildung 79: Die Sonnenfalle schafft ein helles und warmes Mikroklima (Zeichnung: Bill Mollison, Pascal Hänggi).
  • Beispiel: Sonnenfalle. Ein beliebtes Element aus der Permakultur ist die sogenannte Sonnenfalle. Dabei werden Bepflanzung und Strukturen so angeordnet, dass das einfallende Sonnenlicht optimal genutzt und kühlende Winde abgehalten werden. Dies führt zu einem erheblich wärmeren Mikroklima im Innern (Abbildung 79).
  • Beispiel: Reflexion. Im Einfallsbereich der Sonnenstrahlen können Bodenbeläge, beispielsweise heller Kies, aber auch Oberflächen von Teichen den Lichteinfall im Gebäude verändern. Dadurch lässt sich die einfallende Lichtqualität und Lichtmenge beeinflussen (Abbildung 80).
Abbildung 80: Lichtreflexion auf einer Wasseroberfläche (Diagramm: Kurt Forster, Pascal Hänggi).

Permakultur als Gestaltungsmethode

Mit einer Permakultur-Planung kann ein System – z. B. ein Garten, ein Haus, ein Landwirtschaftsbetrieb, ein Dorf, eine Stadt oder eine Region – nachhaltig entwickelt werden. Ziel ist es, herauszufinden, wo die fürs Essen, Heizen oder andere materielle und immaterielle Bedürfnisse nötigen Ressourcen beschafft werden müssen. Um die Nachhaltigkeit und Verfügbarkeit zu verbessern, ist auf folgende Punkte zu achten:

  • Ressourcen nutzen, die so nahe wie möglich und so einfach wie möglich verfügbar sind.
  • Systeme als Ökosysteme gestalten, um die Leistungen der natürlichen Prozesse möglichst optimal nutzen und dadurch die eigene Arbeit reduzieren zu können.
  • Die Planung für und mit den beteiligten Menschen machen.

Die Permakultur-Planung verlangt einen integralen Ansatz (Abbildung 81). Jede Planung entwickelt die eigenen Antworten, abhängig vom Standort und den Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer. Architektur und Gestaltung des Aussenraumes sollen zu einer Einheit verschmelzen und sich gegenseitig optimal unterstützen. Permakultur fordert von den Systemen einen Ertrag – nicht nur finanziell, sondern auch in Bezug auf Ästhetik, Wohlbefinden, Kultur oder soziale Funktion. Dieser soll auch dann Bestand haben, wenn die Ressourcenversorgung nicht mehr in dem Ausmass zur Verfügung steht wie heute.

Abbildung 81: Themen einer Permakultur-Planung (Diagramm: David Holmgren).

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