In der Schweiz konnte die Energieversorgung bisher ohne Probleme aufrechterhalten werden. Ausser in den beiden Weltkriegen war nie ein wesentlicher Energiemangel zu beklagen. Seit Ende des Zweiten Weltkriegs nahm der Energieverbrauch stark zu. Diese Zunahme wurde durch mehr Stromproduktion, insbesondere aber durch den vermehrten Import an Erdöl und seit 1973 an Erdgas abgedeckt.

Die Energieversorgung der Schweiz basiert überwiegend auf fossilen Treib- und Brennstoffen, welche ausnahmslos importiert werden müssen. Daneben sind Wasserkraft (einheimisch) und Uran (importiert) bedeutend. Seit einigen Jahren nimmt die Produktion an Solarstrom und die Nutzung von Umgebungswärme (Aussenluft und untiefe Geothermie) zu, wenn auch immer noch auf sehr tiefem Niveau. Gleichzeitig sinkt infolge verbesserter Energieeffizienz der Gesamtenergiebedarf seit einigen Jahren (Abb. 8).

Abb. 8: Entwicklung des Endenergieverbrauchs in der Schweiz 10

 

Da kurz- und mittelfristig weltweit kein Mangel an fossilen Energieressourcen zu erwarten ist, wird sich die Schweiz weiterhin problemlos damit eindecken können.

Die Stromerzeugung in der Schweiz wurde 2019 zu gut 56 % durch Wasserkraft, zu etwa 35 % durch Kernkraft und zu gut 8 % durch weitere Erzeuger sichergestellt (Abb. 9). Die Erzeugung neuer regenerativer Elektrizität betrug 2019 etwa 4 % und sie steigt stark an. Die Produktion von Strom durch Wasserkraft ist abhängig vom Niederschlag und schwankt entsprechend. Es ist nur noch ein stark begrenzter Zubau möglich, der langsam realisiert wird. Die Umsetzung der Regulierungen zur Restwassermenge in den Flüssen kann die Stromproduktion mit der Wasserkraft leicht reduzieren.

Abb. 9: Stromerzeugung in der Schweiz 2019 11

 

Die Schweiz hat bekanntlich den Ausstieg aus der Kernkraft beschlossen. Ende 2019 wurde das (relativ kleine) Kernkraftwerk Mühlberg ausser Betrieb genommen. Wann die restlichen vier Kernkraftwerke stillgelegt werden, ist noch nicht festgelegt.

Bei der Stromproduktion hat die Schweiz genügend installierte Erzeugerleistung, insbesondere aus Speicherseen und aus Pumpspeicherkraftwerken. Im Winter besteht aber ein Importbedarf, da oft nicht genügend Stromproduktion möglich ist. Der Speicherinhalt der Stauseen ist nicht gross genug und die Laufkraftwerke produzieren infolge geringen Wasserstandes der Flüsse nur mit beschränkter Leistung. Wieweit der Importbedarf im Winter auch in Zukunft gedeckt werden kann, hängt vom Stromangebot in Europa ab sowie von politischen Randbedingungen, insbesondere von einem Stromabkommen mit der EU. Bisher besteht in Europa kein Strommangel, im Gegenteil herrscht seit einigen Jahren ein Überfluss an Strom, der zu günstigen Preisen erworben werden kann. Ob dies in Zukunft so bleiben wird, ist ungewiss, aber doch gut möglich, da viel regenerative Stromerzeugung zugebaut wird und die Stromnachfrage auch in ganz Europa momentan stagniert oder abnimmt.

Insgesamt kann davon ausgegangen werden, dass die Energieversorgung der Schweiz trotz starker Abhängigkeit vom Ausland auf absehbare Zeit nicht gefährdet ist. Trotzdem kann nicht einfach weiter agiert werden wie bisher. Die Energieversorgung der Schweiz ist nicht nachhaltig und die Emissionen an CO2 sind viel zu hoch. Durch den Import von fossiler Energie fliesst viel Geld ins Ausland ab. Auch in der Schweiz muss auf mehr regenative Energieträger gesetzt werden, insbesondere auf einen Mix aus Solarstrom und Windstrom. Dies bedingt viele technische und organisatorische Anpassungen, speziell bei den Elektrizitätswerken, aber auch bei den Stromkunden. Daneben muss die Energieeffizienz weiter gesteigert werden.

In Zukunft ist trotz zunehmender Energieeffizienz eine Zunahme des Stromverbrauchs infolge von mehr Wärmepumpen und mehr Elektrofahrzeugen zu erwarten. Nur so können die CO2 -Emissionen rasch und deutlich gesenkt werden. Zusammen mit dem Ausstieg aus der Kernenergie steht die Stromwirtschaft, aber auch jeder Stromverbraucher, vor grossen Herausforderungen: maximaler, rascher Zubau an erneuerbarer Energie (zentral und dezentral), Stromspeicherung (dezentral, ggf. auch zentral), Steigerung der Energieeffizienz und «Demand Side Management», das heisst Anpassung der Stromnachfrage an das fluktuierende Stromangebot. Dank preiswerter Fotovoltaik und sinkenden Preisen für Windturbinen und Batterien sowie dank Digitalisierung und immer effizienteren Geräten sollte diese Herausforderung machbar und finanzierbar sein.