Das Potenzial der Fotovoltaik in der Schweiz wird von verschiedenen Studien beziffert. Dabei wird meist davon ausgegangen, dass PV-Anlagen primär auf Dächern von Gebäuden installiert werden. Die Schätzungen, wie viel Strom dank der Belegung aller geeigneten Dächer insgesamt erzeugt werden könnte, gehen weit auseinander. Eine Studie, unterstützt vom BFE, welche die im Solarkataster der schweizerischen Landestopografie erzeugten Dachflächen mit einem Algorithmus automatisch auswertet, kommt auf 53 TWh Ertragspotenzial.15 Demnach könnte also fast der ganze Strombedarf der Schweiz (knapp 60 TWh) auf den Schweizer Dächern erzeugt werden, mindestens in der Bilanz über ein Jahr. Weitere Studien, welche detaillierter untersuchten, wie viele PV-Module auf einem Dach realistischerweise platziert werden können, kommen auf deutlich tiefere Werte. Eine Studie der Internationalen Energieagentur (IEA) von 1998 kommt auf ein Potenzial von nur 15 TWh, nimmt aber tiefe Wirkungsgrade an. Auch eine Untersuchung der ZHAW zeigt, dass die BFE-Studie unrealistisch hohe Ertragswerte berechnet. Dies wäre nur möglich, wenn auch geometrisch sehr kleinstrukturierte oder nicht rechteckige Dachflächen fast vollständig mit PV-Modulen belegt werden könnten. Realistisch dürfte ein Ertragspotenzial von etwa 25 TWh sein, was gerade etwa die Stromproduktion der heutigen Kernkraftwerke kompensieren könnte. Auf diese Werte kommen auch Studien, welche an der EPFL erstellt wurden.16

PV-Anlagen auf Freiflächen finden bisher nur wenig Akzeptanz. Es gibt aber recht viele Infrastrukturanlagen, wie z. B. Schallschutzmauern, Böschungen von Strassen etc., wo PV-Module installiert werden könnten. Um Solarstrom kostengünstig erzeugen zu können, wären auch grössere Anlagen vorteilhaft. Um im Winter viel PV-Strom erzeugen zu können, wären PV-Anlagen in den Bergen sehr hilfreich. Solche könnten z. B. in bereits durch andere Bauten wie Skigebieten beeinträchtigten Gebieten, auf Infrastrukturanlagen in den Bergen, schwimmend auf Stauseen oder an Staumauern erstellt werden.

Eine weitere Möglichkeit, PV-Strom zu erzeugen, sind Anlagen, welche aufgeständert über landwirtschaftlich intensiv genutztem Gebiet errichtet werden können (Abb. 12). Wie früher im Tessin mit den Pergola würde oben Sonnenenergie geerntet statt Weinreben, unten könnte zum Beispiel Gemüse angebaut werden. Untersuchungen solcher Agrofotovoltaik-Anlagen zeigen, dass gewisse Gemüsesorten oder Salat dank der Teilbeschattung besser gedeihen als unter der prallen Sonne, insbesondere in heissen Sommern, wie wir sie vermehrt erwarten müssen.

Abb. 12: Agrofotovoltaik-Versuchsanlage nahe des Bodensees 17
Eine weitere Möglichkeit sind fassadenintegrierte PV-Anlagen. Infolge der Preisreduktion der Fotovoltaik und neuen Produkten wie farbige Module können Fassaden auf eine ästhetisch und gestalterisch attraktive Art und Weise mit PV-Modulen verkleidet werden (Abb. 13). Vor allem auf südlich ausgerichteten, nicht durch Nachbargebäude stark beschatteten Fassaden können so noch gewisse Erträge generiert werden. Vorteil ist, dass der Ertrag an sonnigen Wintertagen hoch ist. Da es insgesamt viele Fassadenflächen gibt, entsteht ein weiteres nicht vernachlässigbares Ertragspotenzial.

Abb. 13: Preisgekröntes Wohnhaus, vollständig mit Solarmodulen eingekleidet 18