Sonne und Architektur

In der Entwicklung energiesparender, ganzheitlicher Bauweisen sticht eine Konzeption ganz besonders hervor – die Solar­architektur. Dabei geht es um die direkte Nutzung von Solarstrahlung über transparente Bauteile, einerseits, um Räume aufzuwärmen, andererseits um anfallende Wärme in Böden, Wänden und Decken zu speichern. Die eingelagerte Wärme kommt in den folgenden Stunden und Tagen dem Raum zugute. Solararchitektur ist also vor allem Sonne und Architektur. Beides braucht es, um Wärme zu gewinnen und zu speichern, aber auch, um im Sommer die Wohn- und Arbeitsräume vor Überhitzung zu schützen. Die Architektur sollte diese Aspekte qualitätsvoll, gesamtheitlich – also auch mit optimalem Raumklima – in ein gestalterisch überzeugendes Bauwerk integrieren.

In der Pionierzeit der Solararchitektur kam die Diskussion auf, ob ein Haus auf einen minimalen Wärmeverlust oder auf einen maximalen Solargewinn optimiert werden soll. Heute, nach Dutzenden von wissenschaftlichen Messprojekten und empirischen Untersuchungen, darunter auch viele Experimente, wissen wir, dass beides – Verlustminus und Gewinnplus – für ein nachhaltiges Haus notwendig ist. Doch im Unterschied zur Wärmedämmung, die in der Regel weder konzeptionell noch technisch eine besondere Herausforderung bedeutet, bedingt ein funktionierendes Solarhaus viel Wissen und Erfahrung! Ein Teil dieses Wissens ist in diesem Buch zusammengefasst.

Die 120 Seiten dieses Fachbuches bieten in der ersten Hälfte wesentliche Grundlagen zur Solararchitektur und zur Stellung dieser Disziplin im Kontext des nachhaltigen Bauens (Kapitel 4). Und weil in einem Haus viel Material und zahlreiche Systeme zusammenkommen, ist das Thema Baubiologie von zentraler Bedeutung. In der zweiten Hälfte des Bandes sind 13 gebaute Beispiele dargestellt – Wohnbauten, Schulhäuser, Gewerbe- und Bürobauten (Kapitel 5).

Solararchitektur ist nicht ein neues Geschäftsmodell der schweizerischen Bauwirtschaft. Diese Architektur ist für die Autoren vielmehr das Bekenntnis, klimagerecht zu bauen und dies mit einem hohen gestalterischen Anspruch zu verbinden. In Anbetracht der steigenden Umweltbelastung kommt der Solararchitektur eine doppelte Funktion zu: Sie ermöglicht nachhaltige Häuser und setzt weithin sichtbare Zeichen einer umweltgerechten Bauweise. Denken – planen – ernten. Wir wünschen viel Spass!

Andrea Rüedi, Peter Schürch, Jörg Watter