Viele neu erstellte Bauten lassen den Eindruck entstehen, dass sich weder Bauherrschaft noch Architekt dafür interessiert haben, wann und aus welcher Richtung die Sonne das Haus mit Solarenergie versorgt. Berechnungen für eine mögliche Nutzung von Sonnenenergie werden in den wenigsten Fällen präzis durchgeführt und solare Konzepte werden von Planern oft gar nicht vorgeschlagen. Was sind die Gründe dafür und wie könnte das geändert werden? Warum haben die Menschen keinen Zugang mehr zum Wissen, das über tausende von Jahren eine Notwendigkeit für das Überleben darstellte?

Abbildung 3: Geschlossener biologischer und technischer Kreislauf nach C2C (Cradle to Cradle). Quelle: Drees & Sommer

 

Das günstige Erdöl hat uns eine rasante technische Entwicklung beschert. Die Kehrseite der Medaille ist allerdings, dass das Profit- und Wachstumsdenken oftmals Treiber ist bei Entscheidungen – in vielen Fällen ohne Beachtung der weitreichenden Folgen dieses Handelns. Das Prinzip der Nachhaltigkeit basiert darauf, dass wir nur so viel verbrauchen, wie wieder nachwachsen respektive sich regenerieren kann.

Abbildung 4: Mehrfamilienhaus in Thalwil (Architektur Oikos & Partner, Energiekonzept Andrea Rüedi). Solarer Direktgewinn im Winter über grosse Südverglasung mit Verschattung im Sommer; kontrollierte Lüftung mit Abluft-Wärmepumpe zur Produktion von Warmwasser, Kleinöfen pro Wohnung für die Übergangsphase zum selber Heizen und zentrale Pelletheizung als ergänzende Wärmequelle bei Unterversorgung von Heizung oder Warmwasser.

 

Hans Carl von Carlowitz gilt als Begründer des Begriffs Nachhaltigkeit. In seinem 1713 erschienenen Buch «Sylvicultura Oeconomica oder haußwirthliche Nachricht und Naturmäßige Anweisung zur wilden Baum-Zucht» verwendet er den Begriff in Zusammenhang mit der Forstwirtschaft. So müsse man bei der Rodung der Wälder bedenken, wo die Nachkommen Holz hernehmen sollen. Von Carlowitz verlangt, «pfleglich» mit der Natur und ihren Rohstoffen umzugehen, statt einen auf kurzfristigen Profit ausgelegten Raubbau an den Wäldern zu betreiben.

Abbildung 5: Solares Energiekonzept für das Mehrfamilienhaus Kirchbodenstrasse in Thalwil, siehe auch Seite 90.
Nutzen Sie die Sonnenenergie!

• Verlangen Sie explizit, bei Gebäuden Sonnenenergie aktiv und passiv zu nutzen.
• Es gibt bereits heute genügend karbonfreie Baustoffe, die den Anspruch der Kreislauffähigkeit erfüllen. An den Fachplanern liegt es, diese so anzuwenden, dass erfolgreiche solare Direktgewinnbauten entstehen, die Wohlbefinden für den Nutzer schaffen.