Das Thema Energiemanagement wird von einer Reihe von Trends flankiert, die die Ausrichtung und die Bedeutung für Unternehmen, deren Strategie und deren Risikomanagement erheblich beeinflussen. Nachfolgend werden die Einflüsse dieser «Strömungen» auf den Umgang mit Immobilien, dem Kern des Energiemanagements, beschrieben.

2.1 Klimawandel

Die berechtigte Diskussion über den effizienten Umgang mit Energie der letzten zwei Jahrzehnte war schon von Beginn an von einer Klimadiskussion begleitet. Kohlendioxid als das klimarelevante Gas hat diese Bedeutung aufgrund von Verbrennungsprozessen und dem dadurch überproportional hohem Aufkommen weltweit. Der Grossteil der technisch genutzten Wärme und auch ein Grossteil der Stromerzeugung basiert auf der Nutzung fossiler Energieträger. Der Weg, die darin gespeicherte, also chemisch gebundene Energie zu nutzen, ist die Verbrennung, bei der wiederum als Edukt Kohlendioxid entsteht.

Für die modernen Industriestaaten war die Frage nach der Versorgungssicherheit (Wie lange reichen die fossilen Energieträger noch?) immer ein vordergründiges Thema. Insbesondere in den letzten Jahrzehnten wurde die Frage der Versorgungssicherheit überlagert von dem Wunsch nach Energieeffizienz. Im Bewusstsein, dass die fossilen Energieträger endlich sind, wurden sämtliche Bereiche der Energienutzung im Hinblick auf Effizienzsteigerungen bis an die technische Machbarkeitsgrenze optimiert.

Nun ist die Welt am Ende des Karbonzeitalters angelangt, und die Frage des Klimaschutzes ist absolut in den Vordergrund gerückt. Da gemäss praktisch aller Forschenden in diesem Bereich nur noch ein kurzes Zeitfenster besteht, ernsthafte Massnahmen zum Klimaschutz zu ergreifen, ist die Energieeffizienz nebensächlich geworden. Dadurch bekommt die Disziplin Energiemanagement einen ganz anderen Charakter und geht wiederum auf das Thema der Versorgungssicherheit zurück. In dieser Phase ist prioritär die Energieversorgung von Arealen oder Gebäuden auf eine andere Basis zu stellen. Die Umstellung der auf etablierten fossilen Energieträgern basierenden Versorgungsstrukturen auf klimaneutrale, auf regenerative Energieträger basierende Energieversorgungen ist eine Generationenaufgabe mit höchster Dringlichkeit.

Für die Disziplin Energiemanagement bedeutet dies:

  • bestehende, zur Sanierung anstehende Energieversorgungen bzw. die bestehende Energietechnik im Hinblick auf eine Konversion hin zu regenerativer Energie zu untersuchen,
  • neue, die Emission von Klimagasen stark reduzierende oder klimaneutrale Energieversorgungen zu planen und umzusetzen,
  • den Betrieb von Arealen und/oder der Gebäude auch im Hinblick auf die Versorgungssicherheit sicherzustellen.

Die Grundtechniken im Energiemanagement bleiben bestehen, allerdings ist der (zeitliche) Handlungsdruck ein anderer und die Ausrichtung zu entwickelnder Lösungen ist eine andere als in früheren Zeiten. Der Klimawandel zwingt Gebäudebetreibende die Energietechnik im Gebäude ganzheitlich und nachhaltig zu verändern. Somit muss die Energieversorgungssituation aller Gebäude neu gedacht werden. Vor dem Lichte dieser Herausforderung wird klar, warum dies eine Generationenaufgabe ist.