5.5.1 Ziele und Motivation

Massnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz können aus verschiedenen Gründen geplant und umgesetzt werden. In der Literatur findet sich ein Fächer von Motiven. Wie massgebend diese für die Umsetzung von Effizienzmassnahmen sind, lässt sich daraus schliessen, wie stark diese in der Literatur betont werden. Abb. 25 zeigt die Häufigkeit der Nennung von Zielen in 82 Quellen, die im Rahmen einer Bachelorarbeit untersucht wurden.

Abb. 25: Die meistgenannten Ziele im Verhältnis zu den untersuchten Quellen
Streiff P., 2007, Energieeffizienz in KMU und der Industrie, Stellenwert, Management, Erfahrung, Diplomarbeit HSW, Wädenswil

Nachfolgend sind die Motive nach ihrer Gewichtung aufgelistet:

  • Kostenreduktion durch effizienten Energieeinsatz
  • Gesetzliche Bestimmungen und Vorgaben; absehbare politische Entwicklung
  • Energiesparen als Wettbewerbsvorteil oder zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit
  • Politische Rahmenbedingungen (Klimaschutzvereinbarung)
  • Klimaschutzgedanke: Reduktion CO2-Emissionen
  • Komforterhöhung, Werterhaltung
  • Vorbildfunktion oder zur Aufbesserung des Images
  • Persönliche Motivation der Entscheidungs­träger oder der verantwortlichen ­Mitarbeiter
  • Zum Erstellen von Handlungsempfeh­lungen oder als Praxisbeispiel für Umsetzungs­modelle
  • Um Kenntnisse zu Kosten bei Energie­effizienzmassnahmen in Gewerbebauten zu erlangen
  • FM-Kompetenz innerhalb des Betriebes ­entwickeln und ausbauen

Die finanziellen Anreize werden besonders in der Praxis thematisiert. Mehr als 75 % aller Praxis­berichte enthalten Hinweise zu dieser Thematik. Zum Beispiel ist die Reduktion der Energiekosten oft das Hauptziel von Massnahmen zur Energieeffizienz.

Kosteneffizienz ist messbar und daher ein überprüfbares Ziel, welches von Unternehmen vor dem Aufgleisen eines Projekts sehr kritisch abgeschätzt wird. Um Massnahmen zur Effizienz­steigerung bei der Geschäftsleitung durchsetzen zu können, sollten daher genügend überzeugende Daten und Argumente bezüglich Kosteneinsparungen erarbeitet werden.

In 21 Kantonen (Stand Ende 2012) wurde als staatliche Verpflichtung das Grossverbraucher­modell nach MuKEn eingeführt. Die gesetz­lichen Vorgaben für die Grossverbraucher sind in einem Pflichtenheft (vgl. Baudirektion Kanton Zürich: Pflichtenheft, Energieverbrauchsanalyse für Grossverbraucher im Kanton Zürich) aufgeführt. Dadurch werden die Grossverbraucher zu Einsparmassnahmen angehalten. Diese können in der Regel zwischen zwei Varianten wählen. Entweder sie können durch die zuständige Behörde verpflichtet werden, ihren Energie­verbrauch zu analysieren und zumutbare Massnahmen zur Verbrauchsoptimierung zu realisieren. Oder sie können sich verpflichten, ­individuell oder in einer Gruppe von der zu­stän­digen Behörde vorgegebene Ziele für die Entwicklung des Energieverbrauchs einzuhalten.

Neben politischen Vorgaben und finanziellen Vorteilen sind für Energieeffizienzmassnahmen weitere unternehmerische Motive massgebend. Zusätzlich werden Wettbewerbsvorteile oder der Wettbewerbserhalt durch ­Energieeinsparungen, die Komforterhöhung und Werterhaltung der Gebäude und Einrichtungen und die Image­verbesserung angeführt.

Das Ziel, Kenntnisse über die Kosten bei Energieeffizienzmassnahmen zu erwerben, und der Beweggrund, die Facility-Management-Kompe­tenz innerhalb des Betriebes durch gezieltes Energiemanagement zu entwickeln, sind wenig häufig genannte Beweggründe für Energie­effizienz.

Neben diesen Gründen können auch ganz andere persönliche Motive, wie soziale Einflüsse aus dem persönlichen Umfeld, zu Energieeffi­zienzmassnahmen führen.

5.5.2 Hemmnisse

Natürlich gibt es auch Hemmnisse bei der Einführung bzw. der Durchführung von Energie­management.

Mit Abstand am häufigsten werden zu hohe Kosten als Hindernis zu Effizienzmassnahmen genannt. Insbesondere bei kleinen und mittleren Unternehmen ist dies ein grosser Faktor, da nur wenig liquide Mittel vorhanden sind, und Kredite als zu grosses Risiko angesehen ­werden. Haupthemmnis für viele Betriebe scheinen so­mit die hohen Investitionen oder Kosten zu sein, welche geplante Sparmassnahmen nach sich ziehen könnten. Die ersten Kosten ent­stehen denn auch bereits bei der Istanalyse, also beim ersten Schritt. Die vermuteten bzw. abgeschätzten Einsparungen, welche durch effizientes Energiemanagement erfolgen können, werden als nicht genügend hoch eingeschätzt, um dieses Hemmnis zu überwinden.

Fehlende Information über Möglichkeiten für mehr Energieeffizienz ist, zusammen mit dem fehlenden Wissen der Hauptakteure, ein wichtiger Grund, weshalb Einsparpotenziale weder bestimmt noch ausgenutzt werden.

Oftmals wäre ein Energieberater notwendig, um die Wissenslücken zu füllen. Da aber im Vorfeld oft davon ausgegangen wird, dass ein Energieberater nur Kosten verursacht und wenig nützt, wird darauf verzichtet.

Ein weiterer Erklärungsansatz für das Unterlassen von Energieeinsparmassnahmen ist die Bedeutung des Energieverbrauchs im betrieb­lichen Alltag. Dadurch, dass die Energiekosten in den gesamten Betriebskosten nur ein ge­ringes Gewicht haben, scheint es nicht notwendig, Mass­nahmen in diesem Bereich zu ergreifen. Der Kosten-Nutzen-Vergleich scheint wenig überzeugend, trotz oft, absolut gesehen, recht hohen Energiekosten.

Bei grösseren Unternehmen der Industrie sind es vor allem die geringen finanziellen Einsparungen im Vergleich zu den gesamten Geldflüssen im Kerngeschäft, welche keinen Anreiz zu Massnahmen im Energieverbrauch schaffen. Die Energiekosten gehen in den Gesamtkosten unter.

Zusammen mit dem Haupthemmnis, den befürchteten hohen Kosten, kann es reichen, dass das Thema Energieeffizienz nicht einmal aufgeworfen und der Aufwand für eine genauere Untersuchung nicht getätigt wird. Eine solche würde in vielen Fällen schnell einmal zeigen, dass kostengünstige Massnahmen bestehen und diese bereits grosse Einsparungen bewirken können. Abb. 26 zeigt die am häufigsten genannten Hemmnisse in den untersuchten Quellen.

Abb. 26: Häufigste Hemmnisse für Energiemanagement
Streiff P., 2007, Energieeffizienz in KMU und der Industrie, Stellenwert, Management, Erfahrung, Diplomarbeit HSW, Wädenswil

Die Energiekosten und insbesondere die Konsequenzen des (hohen) Energieverbrauchs sind nicht unmittelbar spürbar, sondern machen sich erst im Lauf der Zeit bemerkbar. So werden die Folgen der CO2-Emissionen noch nicht bewusst wahrgenommen, sondern wirken sich erst später und in anderen Zusammenhängen (Klimawandel) und anderen Orten aus. Dadurch sind die Verursacher nicht direkt von den Konsequenzen betroffen und die Unmöglichkeit, den Verlauf zurückzuverfolgen und den Verursacher zu identifizieren und zu behaften, macht es ihm einfach, sich der Verantwortung zu entziehen.

Ein weiteres Hemmnis, welches zusammen mit den hohen Kosten auftaucht, ist die Wirtschaftlichkeitsberechnung. Von Investitionen in Energieeffizienz wird oft erwartet, dass sie sich in kurzer Zeit, in der Regel nicht länger als 3 bis 5 Jahre, amortisieren. Der langfristige Nutzen und allfällige Zusatznutzen und nicht messbare positive Folgen der Investitionen werden weder beachtet noch berücksichtigt.

Fehlendes persönliches Interesse

Für jede nachhaltige Veränderung in einem Betrieb braucht es eine Person, welche das Projekt mit persönlichem Einsatz und einer inneren Überzeugung leitet. So sind das Fehlen einer solchen Überzeugung und ein geringer Stellenwert von Energieeffizienz ein Hemmnis.

Zu wenig Unterstützung durch die ­Geschäftsleitung

Massnahmen zu mehr Energieeffizienz können ausschliesslich dann ergriffen und nachhaltig umgesetzt werden, wenn sie von der Geschäftsleitung anerkannt und unterstützt werden. Hat die Geschäftsleitung kein oder nur geringes ­Interesse an diesem Thema, so wirkt sich dies hemmend auf entsprechende Projekte aus. Insbesondere müssen manchmal Massnahmen auch gegen die Zweifel von Mitarbeitern und Vorgesetzten durchgesetzt werden können.

Betriebliche Hemmnisse

Fehlendes innerbetriebliches Wissen und fehlende Information über die verschiedenen Möglichkeiten und Vorteile bei der Umsetzung von Energieeffizienz treten sehr häufig auf.

Mangelnde Transparenz kann dazu führen, dass vorhandene (grosse) Potenziale gar nicht erkannt werden.

Die Überforderung des beauftragten Perso­nals ist ein weiteres Hemmnis. Das ­Engagieren eines externen Beraters ist aber bereits mit ­einigen Hindernissen und Ängsten verbunden, weil entweder die Beratungsinstitutionen nicht bekannt sind oder die Kompetenz des inner­betrieblichen Energiebeauftragten nicht infrage gestellt werden soll. Folge davon ist, dass auf externe Hilfe möglicherweise verzichtet wird und Einsparungen nicht getätigt werden.

Energie ist nur Hilfsmittel

Die Energie ist für das produzierende Gewerbe sowie für Dienstleistungsbetriebe lediglich ein Hilfsmittel. Die Bereitstellung der Energie ist wichtiger als deren Effizienz. Aus diesem Grund und weil befürchtet wird, dass Einsparungen die Qualität der Produkte und die Prozesse beeinträchtigen könnten, werden Projekte für mehr Energieeffizienz nicht durchgeführt.