Wird Energiemanagement als kontinuierlicher Prozess in einer Organisation verstanden, dann ist eine zielgerichtet aufbereitete Information nötig. Da verschiedene Hierarchiegruppen der Organisation involviert und aktiv sind, muss die Information entsprechend aufbereitet werden. Dabei sind die folgenden Kriterien zu berücksichtigen:

  • Ist die Information eine Analysegrundlage für die Betriebskontrolle und -optimierung?
  • Sind die Informationen eine Entscheidungsgrundlage im Rahmen einer Strategieüberlegung?
  • Sollen die Informationen als rein informativ als Bekanntgabe und Visualisierung der energetischen Situation dienen?

Diese Aufzählung verdeutlicht, dass bei einem Reporting-Konzept einiges zu beachten ist. Es können daraus die Kategorien analytisch, strate­gisch und informativ gebildet werden.

Unter einem Reporting wird hier eine Zusammenstellung bzw. ein Bericht verstanden, die/der die für die Zielgruppe relevanten Informationen aufbereitet enthält. Zur Verdeutlichung ist es empfehlenswert, mit Grafiken und Dia­grammen zu arbeiten, damit komplexere oder langfristige Zusammenhänge übersichtlich und verständlich dargestellt sind. Ein guter Report geht noch darüber hinaus, indem im Idealfall Hinweise und Auswertungen mit Einschätzungen und Bewertungen enthalten sind. Eine solcher Bericht kann in gedruckter Form abgeben werden, allerdings bieten digitale und automatisiert erstellte Berichte mit Anbindungen (Verlinkungen) zu Datenbanksystemen eine grössere Vielfalt. Beispielsweise können dann direkt Informationen zu einzelnen Anlagen oder innerhalb der Anlage zu einzelnen ­Komponenten abgerufen werden. Einerseits lassen sich so tech­nische Daten und Spezifikationen überprüfen und andererseits kann die Historie eines Bauteils oder einer Komponente abgefragt werden. Die schnelle Auswertung, die auch vor Ort möglich ist, erspart unter Umständen unnötigen Aufwand.

Die Beschreibung zeigt ebenfalls auf, dass Berichte dieser Art (immer wieder) konfiguriert werden müssen. Trotz einer gewissen Automatisierung ist also immer Personal notwendig. Zum einen ist der Initialaufwand zu nennen. Die Zusammenstellung der richtigen Information (Kennzahlen und Grafiken) für die unterschiedlichen Zielgruppen muss einmalig eingerichtet werden. Die Person, die dies tut, muss einerseits das Unternehmen oder Gebäude und dessen technischen Einrichtungen und Anlagen kennen und deren Funktion verstehen und andererseits die eingesetzte Energiemanagementsoftware sehr gut verstehen. Zum anderen hört diese «Betreuung» nach der Phase des Einrichtens des Systems selbstverständlich nicht auf. Die Informationsbearbeitung ist eine laufende Tätigkeit, die von mindestens einer Person auszuführen ist.

5.8.1 Struktur der Reporting-Berichte

Der Reporting-Bericht kann in die Kategorien analytisch, strategisch und informativ aufgeteilt werden. Daneben sind die folgenden Ziel­gruppen zu unterscheiden:

  • Management
  • Facility Management/Technik
  • Externe

Je nach Grösse eines Unternehmens sind in den verschiedenen Zielgruppen im Unternehmen eine oder mehrere der genannten Kategorien vorzufinden. Die Auswahl und Darstellung der Daten muss dem Fokus der Zielgruppe angepasst sein.

Im Bereich des Managements sind zusammen­gefasste, aussagefähige Informationen gefragt, die es ermöglichen, strategische ­Entscheidungen zu treffen. Je nach Unternehmensgrösse ist aller­dings auch hier die Ausprägung der Berichte noch unterschiedlich. Der für das Reporting zuständige Mitarbeiter muss sich daher sehr genau überlegen, wem welche Informationen zur Verfügung stehen müssen.

Auf der Ebene Facility Management und /oder technische Leitung und deren Unter­ab­teilungen sind die nötigen Informationen von einem deutlich höheren Detail­lierungs­grad. Mess­resul­tate, die nicht plausibel sind, können sehr unterschiedliche Hinter­gründe haben. Immer ist die Fra­ge zu klären, ob nun ein Mess­fühler falsch gemessen hat oder ob die be­trof­fene technische An­lage bzw. Kom­po­nente ein Problem hat. Die Wichtig­keit der Anlage oder Komponenten ist dann ein Mass für die Reak­tions­zeit. Wenn Messresultate auf Un­regel­mässig­keiten hinweisen, dann ist die gesamte Messkette vom Messfühler oder -sensor über die Datenerfassung und -ablage bis hin zur Ver­arbei­tung in einer Software zu untersuchen. Erst dann kann abschliessend bestimmt werden, ob wirklich ein technisches Problem vorliegt und wie dieses wohl zu lösen ist.

Gegenüber Externen sollten die Infor­ma­tionen «verdaulich» dargestellt sein. Die ziel­gerichtete und rein informative Darstellung der Aktivitäten und Resultate im Bereich der ratio­nellen Energieverwendung steht absolut im Vordergrund. Viele Unternehmen nutzen dies für deren Imagepflege in der Öffentlichkeit. Diese Art von Reporting ist weniger häufig in der Auflage, dafür in der Aufbereitung deutlich anspruchsvoller.

Tab. 2 zeigt die Zusammenhänge nochmals im Überblick.

Tab. 2: Reporting-Struktur

Die im Rahmen des Energiemanagements relevanten Berichte sind also zielgruppenspezifisch und dementsprechend unterschiedlich aufgebaut. Die folgenden Grundelemente sollten jedoch immer darin enthalten sein:

  • Beschreibung des Gebäudes
  • Beschreibung der Anlage oder ­Komponenten
  • Beschreibung und Status der aktuellen ­Nutzung
  • Historie der Nutzung
  • Soll-Ist-Vergleiche von relevanten Kenn­zahlen (kWh/m2 oder kWh pro Mitarbeiter)
  • Zeitliche Vergleiche (mit der Vorwoche, ­Vormonat, Vorjahr)
  • Automatische Analyseergebnisse

Damit die Reporte auf die jeweiligen Bedürfnisse optimal zugeschnitten werden können, müssen die Prozesse eines Unternehmens oder eines ­Gebäudebetriebs sehr genau bekannt und analysiert sein. Insofern gibt es den Standard­bericht nicht.

5.8.2 Frequenz der Berichte

Die Erfahrung zeigt, dass es nicht sinnvoll oder sogar kontraproduktiv ist, die Zielgruppen der Reportings mit (Detail-)Informationen zu überhäufen. Auf der strategischen Ebene ist es sinnvoll, Reportings quartalsweise oder halbjährlich zu erstellen.

Im Rahmen von Imagebroschüren für Externe werden die nötigen Informationen zusammengefasst aufbereitet. Üblicherweise werden solche Berichte maximal jährlich erstellt.

Wenn der Gebäudebetrieb energetisch opti­miert werden soll, ist die Frequenz der Repor­tings höher. Abgesehen davon, dass der zuständige Mitarbeitende sich täglich mit den aufgezeichneten Daten auseinandersetzt, wird der Energieverantwortliche und die für den technischen Bereich zuständige Leitungsebene ­monatlich informiert. Die Reportings für diese Mitarbeiter enthalten in der Regel detaillierte Hintergrundinformationen und Vergleiche, da­mit basierend auf diesen Daten Entschei­dungen getroffen werden können. Nur permanentes ­Reflektieren und Agieren kann den Gebäudebetrieb optimal gestalten.

Daraus wird abermals deutlich, dass ein Engagement im Bereich Energiemanagement kein kurzfristiges, sondern im Gegenteil ein lang­fris­tiges Unterfangen ist. Hier gilt es zu Be­denken, dass es nicht nur darum geht, technisch Anlagen und Daten zu erfassen, sondern es gilt, den sich permanent ändernden Gebäude­betrieb aufgrund von Nutzungsänderungen laufend anzupassen und zu optimieren.

5.8.3 Zusätzliche Daten für Reporting

Die Aufzeichnung der Energieverbrauchsdaten führt zu enormer Transparenz im Unternehmen. Je feinmaschiger die Energiewerte erfasst werden, desto mehr Klarheit entsteht, wo mit geeigneten Massnahmen Verbesserungen erzielt werden können oder wo Schwachstellen im Betrieb bestehen. Die Energiedaten werden nach Aufbereitung in Form von Verbrauchswerten als auf eine Fläche bezogene Kennzahl als Energieverbrauch pro Quadratmeter und Jahr (kWh/m2a) angegeben.

Der Wunsch nach einem Benchmarking im Energiemanagement ist sehr schwierig, da sowohl das Gebäude als auch die Nutzerorganisation und der Eigentümer individuell sind. Trotzdem sind die spezifischen Energieverbrauchswerte die (einzige) Basis, aus der Vergleiche abgeleitet werden.

In naher Zukunft wird aber das Gebäude nicht mehr eine Blackbox sein, sondern IoT-Anwendungen unter Einsatz einer Vielzahl von Sensoren sorgen dafür, dass das Gebäude zu einem beliebig grossen Datenlieferanten wird. Aus dieser Situation leitet sich die Möglichkeit ab, unternehmensspezifische Kennzahlen zu entwickeln. Die Herausforderung, die hierin besteht, ist, geeignete Kenngrössen für gewünschte Aussagen zu treffen. Dieser Prozess ist von zwei Fragen begleitet.

  1. Welche Kennzahlen sind sinnvoll?
  2. Welche Daten sind dafür nötig?

IoT-Anwendungen können sein (Beispiele):

  • Überwachung der raumklimatischen Bedingungen wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Luftgeschwindigkeit, Messung von Gasen
  • Belegung von Räumen; Heat-Maps durch Messung von Position, Präsenz und Annäherung
  • Helligkeit und Lichtstärke
  • Erfassen der Kundenanzahl
  • Daten aus der Produktion oder Warenwirtschaft
  • Wetter und Verkehrsdaten
  • . . .

Sinnvolle Kennzahlen setzen die Energieverbrauchswerte in einen Zusammenhang zu Werten, die im Betrieb eine Bedeutung haben. Die Voraussetzung dafür ist ein tiefes Verständnis der Unternehmensabläufe. Welche Zusammenhänge abgebildet werden, hängt vom Einzelfall ab. Bei einem produzierenden Betrieb sind produktbezogene Energieverbrauchswerte von Interesse. Zum Beispiel bei einer Grossbäckerei kann der Energieverbrauch pro kg Backware von Interesse sein. Ein Hotelbetrieb ist eher an dem Energieverbrauch pro Gast pro Saison interessiert. In einem Bürokomplex kann der Energieverbrauch in Abhängigkeit von der Belegung von Interesse sein. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Entscheidend ist, dass diese Kombinationen (Kennzahlen) erst durch die Verfügbarkeit zusätzlicher Informationen neben den Energieverbrauchswerten möglich werden. In Kombinationen mit dem Energiepreis und weiteren ökonomischen Daten (z. B. Produktpreis oder Preis pro Übernachtung) können die Energieverbräuche nun zielgerichtet beziffert und ausgewertet werden.

Besteht nun ein Gerüst von (ökonomischen) Energiekennzahlen, deren Entwicklung dann auch langfristig verfolgt wird, folgt daraus eine neue Dimension der Transparenz der Prozesse im Unternehmen. Dem Management wird so ein Werkzeug in die Hand gegeben, welches die Effizienz und Produktivität des Energieeinsatzes verbessern kann. Zusätzlich kann mithilfe von Algorithmen der sogenannten künstlichen Intelligenz im Laufe der Zeit eine weitere Optimierung erreicht werden.

Für das Reporting von Energiemanagement bedeutet diese Entwicklung, dass zunehmend unternehmensrelevante Zusammenhänge zielgruppenspezifisch aufbereitet werden. Dadurch erhält diese deutlich mehr Relevanz und somit Aufmerksamkeit. In manchen Unternehmen ist das Sammeln von Energieverbrauchsdaten eher zu einer ungeliebten Routine geworden, wo im schlechtesten Fall einfach gehaltene Berichte regelmässig zum Abheften oder «Wegspeichern» erstellt werden. Häufig findet eine Analyse dann auch nicht mehr statt.

Im Facility Management besteht schon lange das Problem der Zuordnung verschiedener relevanter Prozesse zu den dadurch verursachten bzw. verhinderten Kosten. Ein von IoT-Anwendungen unterstütztes Energiereporting ermöglicht genau dies. Es schafft die Verbindung von Vorgängen des Tagesgeschäfts zu den Energiedaten, die sich zusätzlich noch mit Kosten beziffern lassen. Diese alltäglichen Abläufe lassen sich also nun sehr viel besser managen, da viel genauere Informationen vorliegen.