Die international gültige Norm ISO 50001 «Energiemanagement», die am 15. Juni 2011 von der International Organization of Standardization (ISO) veröffentlicht wurde, definiert die Ein­führung eines Energiemanagementsystems in einer Organisation. Sie ersetzt die zuvor gültige EN 16001. Demnach ist ein Energiemanagementsystem (EnMS) die «Gesamtheit miteinander zusammenhängender oder interagierender Elemente zur Einführung einer Energiepolitik und strategischer Energieziele, sowie Prozesse und Verfahren zur Erreichung dieser strategischen Ziele».

Alle Organisationen – ob gross oder klein, ob komplex oder einfach, ob gemeinnützig oder nicht – haben ein Managementsystem. Dieses kann formell oder informell sein: Jede systematische interne Regelung von Zuständigkeiten und Abläufen in einem Unternehmen ist bereits ein Managementsystem. Durch ein Managementsystem soll sichergestellt werden, dass definierte Unternehmensziele systematisch umgesetzt werden und in jeder Phase steuerbar sind. Richtig eingesetzte Managementsysteme tragen wesentlich dazu bei, die Aufbau- und Ablauforganisation in Unternehmen entsprechend den Anforderungen von Markt, Kunden, Kapitalgebern, Gesellschaft und Staat zu entwickeln und zu verbessern. Organisatorische Massnahmen wie die Festlegung von Verantwortlichkeiten, Zuständigkeiten, Betriebsabläufen und Kontrollsystemen bilden dabei die Grundlage. Die ersten standardisierten Ansätze für Managementsysteme wurden in den 70er-Jahren aus dem Qualitätsmanagement (QM) entwickelt. In den 80er-Jahren wurden dann die ersten internationalen Normen für das QM, die Normenserie ISO 9000 ff., veröffentlicht. Ab Anfang der 90er-Jahre wurden weitere Richtlinien für spezialisierte Managementsysteme eingeführt, wie z. B. der British Standard BS 8800 oder die Occupational Health and Safety Assessment Series (OHSAS) 18001. Die Normenreihe ISO 9000 ff. steht hauptsächlich für ein Qualitätsmanagementsystem (QMS). Es ist ebenso möglich, in ein QMS ein Umweltmanagementsystem (UMS) oder Sicherheitsmanagementsystem zu integrieren. Die ISO-Norm 14001 konzentriert sich vor allem auf den Auf- und Ausbau eines funktionierenden UMS innerhalb einer Organisation. Dabei wird davon ausgegangen, dass ein gelebtes UMS die Umweltverträglichkeit des Unternehmens verbessert. Die Normen für Managementsysteme sind nicht isoliert zu betrachten: Der Aufbau der Umweltmanagementnormen ISO 14000 ff. entspricht dem Aufbau der Qualitätsmanagementnormen ISO 9000 ff. Die ISO 14001 diente als Grundlage für EMAS und ist Bestandteil von EMAS. Die Struktur der internationalen Norm ISO 50001:2011 für Energiemanagementsysteme ist stark angelehnt an die Norm ISO 14001:2009. Ziel der Norm ist es, Unternehmen in die Lage zu versetzen, Systeme und Prozesse einzurichten, die für eine kontinuierliche Verbesserung der Energieeffizienz und des Energieverbrauchs erforderlich sind. Die Norm beschreibt die Anforderungen an ein Energiemanagementsystem (EnMS) für ein Unternehmen. Die erfolgreiche Implementierung eines EnMS unterstützt eine Kultur der Verbesserung der Energieeffizienz, die von dem Engagement aller Ebenen des Unternehmens, insbesondere des Topmanagements, abhängt. In vielen Fällen handelt es sich dabei um kulturelle Veränderungen innerhalb eines Unternehmens. Die Anwendung der Norm kann an die spezifischen Anforderungen des Unternehmens angepasst werden einschliesslich der Komplexität seiner Systeme, des Grades der dokumentierten Informationen und der verfügbaren Ressourcen. Dieses Norm gilt für die Planung und Beschaffung von Anlagen, Ausrüstungen, Systemen oder energiebetriebenen Prozessen im Rahmen und innerhalb der Grenzen des EnMS.

Die Entwicklung und Umsetzung eines EnMS umfasst

  • eine Energiepolitik,
  • Ziele,
  • Energieziele und
  • Aktionspläne in Bezug auf
    • Energieeffizienz,
    • Einsatz von Energie und
    • Energieverbrauch unter Einhaltung der geltenden gesetzlichen Anforderungen und anderer Anforderungen.

Ein EnMS ermöglicht es einem Unternehmen,

  • Ziele und Energieziele festzulegen und zu erreichen,
  • bei Bedarf Massnahmen zur Verbesserung seiner Energieeffizienz zu ergreifen und
  • die Konformität seines Systems mit den Anforderungen der Norm nachzuweisen.

Die Norm enthält Anforderungen an einen systematischen, datengesteuerten und faktenbasierten Prozess, der sich auf die kontinuierliche Verbesserung der Energieeffizienz konzentriert. Die Energieeffizienz ist ein Schlüsselelement, das in die in der Norm vorgestellten Konzepte integriert ist, um effektive und messbare Ergebnisse im Laufe der Zeit zu gewährleisten. Energieleistungsindikatoren (EnPIs) und Energiegrundlinien (EnBs) sind zwei miteinander verbundene Elemente, die in der Norm eingesetzt werden, damit Unternehmen die Verbesserung der Energieeffizienz nachweisen können.

3.2.1 Verantwortlichkeit des Topmanagements

Das Topmanagement muss Führung und Engagement in Bezug auf die kontinuierliche Verbesserung der Energieeffizienz und der Wirksamkeit des EnMS unter Beweis stellen, indem es:

  1. sicherstellt, dass der Umfang und die Grenzen des EnMS festgelegt werden
  2. sicherstellt, dass die Energiepolitik festgelegt ist und mit der strategischen Ausrichtung des Unternehmens vereinbar ist
  3. die Integration der EnMS-Anforderungen in die Geschäftsprozesse des Unternehmens sicherstellt
  4. sicherstellt, dass Aktionspläne genehmigt und umgesetzt werden
  5. sicherstellt, dass die für das EnMS benötigten Ressourcen verfügbar sind
  6. die Bedeutung eines effektiven Energiemanagements und der Einhaltung der EnMS-Anforderungen kommuniziert
  7. sicherstellt, dass das EnMS die beabsichtigten Ergebnisse erreicht
  8. die kontinuierliche Verbesserung der Energieeffizienz und des EnMS fördert
  9. die Bildung eines Energiemanagementteams sicherstellt
  10. andere relevante Managementaufgaben unterstützt, um deren Führung in Bezug auf deren Verantwortungsbereiche unter Beweis zu stellen
  11. sicherstellt, dass die EnPI(s) die Gesamtenergieeffizienz angemessen darstellen
  12. sicherstellt, dass Prozesse eingerichtet und implementiert werden, um Änderungen, die sich auf das EnMS und die Gesamtenergieeffizienz auswirken, im Rahmen und innerhalb der Grenzen der EnMs zu identifizieren und anzugehen.

Das Topmanagement stellt sicher, dass die Verantwortlichkeiten und Befugnisse für relevante Rollen innerhalb des Unternehmens zugewiesen und kommuniziert werden. Die oberste Leitung überträgt dem Energiemanagementteam die Verantwortung und Befugnis für:

  • die Sicherstellung, dass das EnMS eingerichtet, umgesetzt, aufrechterhalten und kontinuierlich verbessert wird
  • die Sicherstellung, dass das EnMS den Anforderungen der Norm entspricht
  • die Durchführung von Aktionsplänen zur kontinuierlichen Verbesserung der Energieeffizienz
  • die Berichterstattung über die Leistung des EnMS und die Verbesserung der Energieeffizienz an die oberste Leitung in festgelegten Abständen.

3.2.2 PDCA-Ansatz (Plan, Do, Check, Act)

Im Rahmen des Energiemanagements lässt sich der PDCA-Ansatz wie folgt skizzieren.Planung (Plan):

  • den Kontext des Unternehmens verstehen,
  • eine Energiepolitik und ein Energiemanagementteam einrichten,
  • Massnahmen zur Bewältigung von Risiken und Chancen in Betracht ziehen,
  • eine Energieprüfung durchführen, signifikante Energienutzungen (SEUs) ermitteln und
  • Energieleistungsindikatoren (EnPls), Energiegrundlagen (EnBs), Ziele und Energieziele sowie Aktionspläne festlegen

Unterstützung und Betrieb (Do):

  • Umsetzung der Aktionspläne,
  • Betriebs- und Wartungskontrollen,
  • Kommunikation,
  • Sicherstellung der Kompetenz der involvierten Personen und Stellen
  • Berücksichtigung der Energieeffizienz bei Neuplanungen und Beschaffung.

Bewertung der Leistung (Check):

  • Überwachung,
  • Messung,
  • Analyse,
  • Bewertung,
  • Audit
  • Durchführung von Managementüberprüfungen der Gesamtenergieeffizienz und des EnMS.

Verbesserung (Act):

  • Massnahmen ergreifen, um Nichtkonformitäten zu beheben und
  • die Energieeffizienz und
  • das EnMS kontinuierlich zu verbessern.

In 2018 wurden einige Veränderungen in einer neuen Version der Norm veröffentlicht. Die wichtigsten Änderungen in der Version 2018 sind wie folgt:

  • Annahme der Anforderungen der ISO an Managementsystemnormen einschliesslich einer hochrangigen Struktur, identischem Kerntext und gemeinsamen Begriffen und Definitionen, um ein hohes Mass an Kompatibilität mit anderen Managementsystemnormen zu gewährleisten
  • bessere Integration mit strategischen Managementprozessen
  • Klärung der Sprach- und Dokumentenstruktur
  • stärkere Betonung der Rolle des Topmanagements
  • Annahme der Kontextordnung für die Begriffe und ihre Definitionen und Aktualisierung einiger Definitionen
  • Aufnahme neuer Definitionen einschliesslich der Verbesserung der Energieeffizienz; Klärung der Ausnahmen von Energiearten; Klärung der «Energieprüfung»
  • Einführung des Konzepts der Normalisierung von Energieleistungsindikatoren (EnPI(s)) und der damit verbundenen Energiegrundlagen (EnB(s))
  • Hinzufügen von Details zum Energiedatenerfassungsplan und den damit verbundenen Anforderungen (früher Energiemessplan)